Experte: So groß ist das Suchtpotenzial von Cannabis
Von Ernst Mauritz
Suchtexperte Michael Musalek, ärztlicher Leiter des Anton-Proksch-Instituts in Wien, will die Diskussion um den Verkauf von Hanfpflanzen nicht direkt kommentieren: „Das ist keine Frage für einen Suchtfachmann.“ Aus seiner Sicht werde die Verfügbarkeit von Cannabis durch diese Shops aber „nicht massiv erhöht“.
Anders wäre das bei einer Legalisierung von Cannabis. „Egal welches Suchtmittel: Je besser es verfügbar ist, desto öfter wird es – auch in hohen Dosen – genommen und desto mehr Suchtkranke gibt es.“ Auf der anderen Seite gelte: Je mehr Verbote man schaffe und je rigider man gegen eine Substanz vorgehe, umso mehr Menschen werden kriminell: „Es braucht eine Diskussion mit Augenmaß.“
Eine generelle Freigabe von Cannabis würde auch die Zahl von psychotischen Patienten erhöhen: „Bei zehn bis 20 Prozent jener Menschen, die hoch dosiert Cannabis zu sich nehmen, kann es zu psychotischen Zuständen – Wahnvorstellungen und Halluzinationen – kommen. Und diese können als Flashbacks – als Wiedererleben – auch dann auftreten, wenn man kein Cannabis mehr konsumiert.“
Vergleich mit Alkohol
Generell dürfe man Cannabis nicht verharmlosen, sagt der Suchtexperte: „Wenn jemand sagt, Cannabis mache nur psychisch abhängig, aber nicht körperlich süchtig, so stimmt das nicht.“ Das Suchtpotenzial von Cannabis sei vergleichbar mit jenem von Alkohol: „Man muss es lange und relativ hoch dosiert nehmen, um süchtig zu werden. Demgegenüber haben Heroin oder inhaliertes Nikotin zwar ein höheres Suchtpotenzial. Aber wenn man einmal süchtig ist, besteht kein Unterschied zur Sucht auf andere Substanzen.“
Und Cannabis könne ebenso wie Alkohol zu körperlichen Schädigungen führen: „Die Gefährlichkeit beider Substanzen ist eine ähnliche.“ Cannabis sei nur deshalb ein geringeres Problem in Österreich, weil es nicht so weit verbreitet sei wie der Alkohol.