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England: Abnehmzwang vor der Hüftoperation

Zuerst Lebensstiländerung, dann erst eine öffentlich finanzierte Operation: Das steht Rauchern und extrem übergewichtige Personen in der Grafschaft Devon in Großbritannien bevor. Vor geplanten Routineeingriffen (wie z.B. ein künstliches Knie- oder Hüftgelenk) müssen künftig sehr fettleibige Patienten fünf Prozent ihres Gewichts abnehmen, Raucher müssen mindestens acht Wochen rauchfrei sein, berichtet die Zeitung The Independent. Damit sollen Kosten gespart und die Wartelisten verkürzt werden.

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In Österreich gibt es derartige Beschränkungen nicht. "Es ist inhuman, Patienten, die schon Schmerzen und eine eingeschränkte Mobilität haben, zu sagen, sie sollen vor der Operation abnehmen", sagt Univ.-Prof. Martin Dominkus, Leiter der II. Orthopädischen Abteilung im Orthopädischen Spital Speising. "Viele dieser Patienten wollen ja abnehmen, schaffen es aber wegen ihrer starken Schmerzen nicht, sich mehr zu bewegen."

Ähnlich auch ein Sprecher der NÖ-Landeskliniken: Vor einer künstlichen Gelenksoperation wäre eine Gewichtsreduktion zwar wünschenswert, sie sei aber "aufgrund der schmerzhaften Bewegung meist nicht erreichbar". Anders sei dies nach der OP: Unterstützt durch eine dreiwöchige Rehabilitation könne das Bewegungsverhalten wieder normalisiert werden.

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Prim. Univ.-Prof. Peter Ritschl, ärztlicher Direktor des Orthopädischen Krankenhauses Gersthof, verweist auf eine Studie mit 10.000 Patienten, denen vor der Gelenksoperation eindringlich nahegelegt wurde abzunehmen. "Nur rund 15 Prozent haben tatsächlich abgenommen, sieben Prozent haben sogar zugenommen, und bei ungefähr 75 Prozent blieb das Gewicht gleich."

Mehr Komplikationen

Die beiden Orthopäden betonen unisono, dass bei stark Übergewichtigen das Komplikationsrisiko erhöht ist – etwa für Störungen der Wundheilung. Auch die Wahrscheinlichkeit eines neuerlichen Eingriffs (z.B. wegen einer Lockerung des Implantats oder einer Infektion) ist erhöht. "Übergewichtige mit einem künstlichen Gelenk sollten auf jeden Fall alle drei Jahre zum Röntgen, um Defekte frühzeitig zu erkennen", betont Ritschl: "Über das erhöhte Risiko muss der Betreffende aufgeklärt werden – aber wir operieren auch Patienten mit sehr hohem Body-Mass-Index. Erst vor Kurzem haben wir einen Patienten mit 179 Kilogramm aufgenommen."

"Die Beschränkungen sind nur ein Vorwand, um Kosten zu sparen", sagt auch Dominkus. Wobei derartige Berechnungen oft sehr kurzfristig gedacht seien: "Gerade in England hat man ja auch teilweise gesagt, dass sich solche Eingriffe bei sehr alten Personen nicht mehr auszahlen würden. Aber eine neue Studie hat gezeigt: Sogar bei über 90-Jährigen sind die Operationskosten ungleich niedriger als die Kosten, die ohne Operation durch die eingeschränkte Bewegungsfähigkeit (Pflegekosten, mobile Dienste, Essen auf Rädern, etc.) verursacht werden."

Nicht aus Kosten-, aber aus medizinischen Gründen könne es sein, dass man vor bestimmten Eingriffen Patienten dringend rate, mit dem Rauchen aufzuhören: Bei der Korrektur von Fehlstellungen etwa, bei der Knochen wieder zusammenheilen müssen. "Jede Zigarette verschlechtert die für die Heilung wichtige Durchblutung des Knochens", so Dominkus. – Ritschl: "Ohne Rauchstopp kann es sein, dass der Knochenbruch nicht heilt."

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