Die gefährliche Mission von Elle Macphersons Freund
Von Lukas Kapeller
Elle Macpherson hat immer noch Strahlkraft. Davon zeugen mehr als 430.000 Abonnenten bei Instagram und die aktuelle Einladung des greisen Richard Lugner zum Opernball. Der Charme des 54-jährigen australischen Ex-Models stößt bei Medizinern aber auf gemischte Gefühle.
Denn Macphersons Freund ist der britische Ex-Arzt Andrew Wakefield. Dieser gilt seit den späten 90er Jahren als einer der Wegbereiter der internationalen Impfgegner-Bewegung - und ist als solcher immer noch aktiv. Britische Medien fragen sich, ob das prominente Ex-Model, das für Wellness und gesunde Ernährung wirbt, dem Anti-Impf-Kämpfer zu mehr Popularität verhilft.
"Extrem unseriös"
Schon seit 1998 hat es Wakefield auf die Masern-Mumps-Röteln-Impfung (MMR) abgesehen. Damals publizierte Wakefield, seinerzeit noch Arzt am Royal Free Hospital in London, eine Studie. Schlussfolgerung: Die MRR-Impfung löst Autismus aus. Bei acht von zwölf untersuchten Kindern hätten die Eltern angegeben, die Verhaltensstörungen seien kurz nach der MMR-Impfung gekommen.
"Wakefields Publikation wurde später zurückgezogen, weil die Daten teilweise gefälscht waren. Abgesehen davon fehlt der Vergleich von geimpften und ungeimpften Kindern. Das ist extrem unseriös“, sagt Bernd Kerschner vom Department für Evidenzbasierte Medizin der Donau-Uni Krems zum KURIER.
Wakefield-Kurve
Die Wakefield-Studie wurde bereits 2002 im angesehenen New England Journal of Medicine entkräftet: MMR-Impfungen verursachen keinen Autismus. Die Autoren verglichen die Erkrankungshäufigkeit von 440.000 geimpften und 97.000 ungeimpften Kindern - ohne Korrelation. Die in England erregte Panik war aber in ganz Europa nicht mehr zu stoppen. Viele Eltern begannen, Impfungen zu misstrauen.
Die Auswirkungen sind bis heute spürbar, in England gab es gar so etwas wie eine Wakefield-Kurve: Die Zahl der Masernfälle stieg in den frühen Nuller-Jahren, während jene der Durchimpfungen vor dem 2. Geburtstag sank.
Nicht nur die Thesen, auch die Begleitumstände der Wakefield-Studie waren 1998 höchst zweifelhaft. Die staatliche Rechtsbeihilfe in Großbritannien schoss für die Tests zur Studie zunächst 55.000 Pfund zu. Von einer Anwaltskanzlei, die Eltern autistischer Kinder vertrat, bekam Wakefied außerdem rund 436.000 Pfund, wurde später bekannt. Der heute 61-jährige Wakefield war schon 2001 in die USA ausgewandert und eröffnete dort 2005 eine Privatklinik. Diese hat er mittlerweile wieder verlassen. Seine Studie, 1998 in der renommierten Fachzeitschrift The Lancet erschienen, wurde von dieser mittlerweile vollständig zurückgezogen.
Rückkehr der Masern
2010 bekam Wakefield ein Berufsverbot, er darf nicht mehr als Arzt in Großbritannien arbeiten. Doch er macht als Aktivist weiter. 2016 brachte er den Dokumentarfilm "Vaxxed: From Cover-Up to Catastrophe", ("Vaxxed: Von der Vertuschung zur Katastrophe") heraus, in dem er seine Autismus-Thesen aufwärmt. Bei Impfgegnern gilt das Werk als Kultfilm.
Wakefields Aktivismus ist keineswegs harmlos. In Österreich gibt es immer noch regelmäßig Masernfälle - eben weil die notwendige Durchimpfungsrate von 95 Prozent zur Immunisierung verfehlt wird. Erst im Jänner gab es mehrere Masernerkrankungen in Graz, dort mussten auch 28 Babys stationär aufgenommen werden, weil sie als "Kontaktkinder" galten. Masern sind keine leichte Kinderkrankheit, sondern eine schwere, hoch ansteckende Erkrankung, warnt das Gesundheitsministerium.
Was Opernballgast Macpherson über das Thema Impfen denkt, ist nicht überliefert. Bei ihrer Ernährung setzt das Ex-Model (Spitzname "The Body") jedenfalls auf viel Gemüse und das Nahrungsergänzungsmittel "Super Elixir".