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Ein Leben ohne Haushaltszucker

Zucker ist überall – nicht nur in Schokoriegeln und Softdrinks. Auch in eingelegten Zwiebeln, Ketchup, Schinken, Tiefkühlprodukten, Aufstrichen bis hin zu Brot versteckt sich der weiße Süßmacher. Die tägliche Zuckermenge, die bei Erwachsenen laut Weltgesundheitsorganisation WHO nicht mehr als 60 Gramm – so viel enthält bereits ein Viertelliter Softdrink – betragen sollte, steigt so unbemerkt an. "Viele wollen auf Süßigkeiten verzichten, wissen aber gar nicht, dass in salzigen Lebensmitteln ebenfalls Zucker enthalten ist. Ohne die Zutaten genau durchzusehen, fällt der hohe Zuckergehalt oft gar nicht auf", sagt Ernährungsmediziner Christian Matthai.

Verzicht

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Matthai lebt ein Jahr lang zuckerfrei. Noch bis 31. August möchte er jede Form von einfachem Zucker meiden, der einem Lebensmittel oder einem Produkt zugesetzt wurde. "Der Glaube, dass wir Zucker in der einfachen Form des Haushaltszuckers brauchen, ist absoluter Nonsens. Viele haben aber durch die mit Zucker angereicherten Lebensmittel ein hohes Verlangen nach süßem Geschmack entwickelt", so Matthai, der über seine Erfahrungen ohne Zucker in einemBlog berichtet. Der Verzicht auf Süßigkeiten ist für ihn die kleinere Übung, vielmehr gilt es beim Einkauf im Supermarkt den versteckten Zucker zu identifizieren. Die Ausschau nach zugesetzten Zuckerarten wie Fruktose, Dextrose oder Maltose ist für ihn zur Routine geworden. Und seine Geschmackswahrnehmung hat sich bereits nach den ersten zwei Wochen verändert: "Ich schmecke viel intensiver. Dadurch brauche ich viel weniger Salz beim Kochen und auch das Süße geht mir weniger ab." Körperlich merkt er kaum Veränderungen – er fühlt sich so fit wie vor Start des Projektes.

Auch wenn man wie der Mediziner versucht, zugesetzten Zucker zu reduzieren, muss man nicht auf süßen Geschmack verzichten. Matthai greift vor allem zu natürlichen Süßstoffen wie Honig. Dieser ist zwar von der Kalorienzahl etwa gleich wie industrieller Zucker, er schmeckt aber süßer, weshalb geringere Mengen zum Süßen ausreichen. Eine kalorienarme Alternative ist Birkenzucker, auch Xylit genannt, der aus den nährstoffreichen Fasern der Birken- oder anderen Holzrinden sowie Überresten von Maiskolben gewonnen wird und Kristallzucker zum Verwechseln ähnlich sieht.

Süßkraft

Gänzlich kalorienfrei ist Stevia, ein industriell gewonnener Süßstoff, der die etwa 300- bis 400-fache Süßkraft von Zucker hat. "Stevia hat zwar keine Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel, ist aber Geschmackssache“, meint Matthai. Ebenfalls kalorienfrei sind chemische Süßstoffe wie das oft diskutierte Aspertam und Zyklamat. Ein häufiger Irrtum ist, dass Fruchtzucker gesünder ist als Haushaltszucker. Fruchtzucker ist aber ebenfalls ein Einfachzucker mit denselben Risiken für schwere Erkrankungen bei zu hohem Konsum wie Diabetes mellitus, Fettleibigkeit und Herzkreislauferkrankungen. Dennoch wird er oft Produkten zugesetzt. "Am besten ist, Zucker nur mehr dort zu genießen, wo er auf natürliche Weise drinnen steckt", sagt Matthai.

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