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Besserer Test für Prostatakrebs

Ab 45 sollte jeder Mann zur Prostata-Früherkennung beim Urologen gehen. Der PSA-Bluttest kann in vielen Fällen einen Hinweis auf Prostatakrebs geben: "Aber es ist nach wie vor schwierig, anschließend mithilfe einer Gewebeprobe die Aggressivität des Krebses eindeutig zu bestimmen", sagt der Pathologe Univ.-Prof. Lukas Kenner (MedUni Wien, VetMedUni Wien, Ludwig Boltzmann Institut für Krebsforschung). "Und nur ein Teil der Patienten mit erhöhtem PSA-Wert hat einen Tumor." Eine Entdeckung einer Gruppe um Kenner (veröffentlicht im Journal Nature Communications) könnte in Zukunft die Prostatakrebs-Vorsorge verbessern.

KURIER: Was genau haben Sie herausgefunden?

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Lukas Kenner: Vereinfacht gesagt haben wir nachgewiesen, dass wir zwei bestimmte Eiweiße – Proteine – dazu nützen können, die Gefährlichkeit einer Prostatakrebs-Erkrankung besser abzuschätzen. Ihre Vorhersagekapazität als Biomarker ist doppelt so gut wie die bisherigen Möglichkeiten. Die meisten Männer, die an einem Prostatakarzinom erkranken, sterben mit, aber nicht durch dieses Karzinom. Wir haben derzeit kein genaues Verfahren um zu bestimmen, ob es sich um eine aggressive oder gutartig verlaufende Erkrankung handelt. Zwar gibt es eine spezielle Analysemethode – den Gleason Score –, um bei einer Gewebeprobe das Ausmaß der Abweichung des Tumorwachstumsmusters von gesundem Gewebe und damit die Aggressivität des Tumors zu ermitteln, aber die Aussagekraft ist eingeschränkt.

Was zeigt Ihr Test genau an?

Fehlen diese beiden Biomarker in Gewebeproben, erhöht sich die Gefahr massiv, dass der Tumor wächst und Metastasen bildet. Die Kombination der beiden Marker könnte in Zukunft eine verbesserte Diagnose und Prognose des Prostatakarzinoms ermöglichen. Damit könnten unnötige Operationen mit dem Risiko von Inkontinenz und Impotenz vermieden werden. Wenn der Krebs eindeutig nicht weiterwächst, kann ich die OP zumindest hinausschieben.

Sie haben entdeckt, dass ein Gen, das normalerweise für das Krebswachstum mitverantwortlich ist, beim Prostatakrebs eine völlig andere Rolle spielt.

Das Gen STAT3 fördert normalerweise das Wachstum von Krebszellen. Bei Prostatatumoren ist es aber genau umgekehrt. Wir haben herausgefunden, dass es – wenn es aktiv ist – bei Prostatatumoren das Wachstum der bösartigen Zellen unterdrückt. Denn dann treibt es ein weiteres Gen (P14ARF) an, das die Zellteilung der Tumorzellen blockiert und so das Tumorwachstum hemmt. Sind beide Gene aktiv, können wir die beiden Proteine, für deren Bildung sie verantwortlich sind, gut nachweisen – das Risiko von aggressivem Wachstum ist dann gering. Das konnten wir bei Mäusen und auch anhand von Patientendaten zeigen.

Was bedeutet das praktisch?

Wir gehen davon aus, dass bei 80 Prozent der Patienten eine regelmäßige Beobachtung des Tumors – Active Surveillance – ausreichen würde. Dieses Prinzip wird derzeit schon angewandt, könnte aber mit diesem Test auf viel mehr Patienten ausgedehnt werden. Wir können die beide Eiweiße mit einem Farbstoff markieren, der Nachweis könnte dann auch mit einer kurzen nuklearmedizinischen Untersuchung – einem PET-Scan – möglich sein. Je stärker die Farbintensität, desto mehr schützendes Eiweiß ist im Tumor drinnen. Diese Untersuchung wäre für die Patienten vorteilhafter, weil sie – im Gegensatz zur Gewebeentnahme – kein invasives Verfahren ist. Und das Ergebnis würde sofort vorliegen. Auf diese Weise könnte man viele Operationen zumindest hinauszögern. Ziel ist: Ist ein PSA-Wert mehrfach hintereinander erhöht, würde man zuerst eine nuklearmedizinische Untersuchung durchführen, und erst danach – falls notwendig – eine invasive Biopsie. Am AKH wollen wir jetzt gemeinsam mit dem Leiter der Nuklearmedizin, Univ.-Prof. Marcus Hacker, weitere Studien durchführen, um diese Methode zu testen.

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