Zahl der gefälschten Waren hat sich 2019 verzehnfacht
Fast zehn Mal so viele gefälschte Waren wie 2018 sind vom Zoll im vergangenen Jahr entdeckt worden, die Anzahl der aufgegriffenen Sendungen hat sich verdreifacht: 2.026 Sendungen mit 370.240 gefälschten Produkten im Wert von 16 Millionen Euro, gemessen am Originalpreis, wurden laut Produktpirateriebericht 2019 abgefangen.
Abschreckung
Ein gegenläufiger Trend zeigte sich hingegen bei den aufgegriffenen gefährlichen Medikamentenfälschungen und illegalen Medikamenten mit insgesamt 337.291 Produkten, berichtete die Parlamentskorrespondenz am Dienstag. Den Rückgang führen die Experten auf eine abschreckende Wirkung der 2018 erfolgten Großaufgriffe von 1,2 Millionen gefälschter und illegaler Medikamente zurück.
Neben Arzneimitteln sind Luxuskonsumgüter wie Uhren, Parfums oder Lederwaren, aber auch B2B-Produkte (Business-to-Business, Anm.) sowie Konsumgüter wie Spielwaren, Kosmetika und Lebensmittel häufiger von Produktpiraterie betroffen. Die meisten gefälschten Waren kamen 2019 weiterhin aus China, wobei die Herkunft bei einem Großteil nicht eindeutig festgestellt werden konnte. Aber auch gefälschte Waren aus den Balkanstaaten und der Türkei, die über den Landweg in die EU gelangten, wurden in Österreich beschlagnahmt.
Exoten
Außergewöhnliche Aufgriffe betrafen etwa die Beschlagnahmung von 102 Stück gefälschten Rollenlagern mit einem Gesamtgewicht von 1,5 Tonnen im Jänner 2019, die ein türkischer Transportlogistiker an der Zollstelle Lustenau vorbeischmuggeln wollte; 21.384 Flaschen Limonade, die im Februar beim Zollamt Salzburg als Plagiate enttarnt wurden; 1.200 Stück kabellose Ohrhörer im Oktober beim Zollamt Feldkirch Wolfurt; sowie sechs Tonnen gefälschte Kleidung von vermeintlichen Luxusherstellern, die im November am Flughafen Wien in Schwechat konfisziert wurden.
Hoher Verlust
Die rund 30.000 gefälschten Textilien sollten auf Weihnachtsmärkten verkauft werden. Es dauerte laut Finanzministerium drei Tage, bis der Zoll mit dem Sichten fertig war: 8.747 Paar Socken, 7.140 Unterhosen, 3.441 Pullover, 2.888 Gürtel, 1.536 Leggings und 1.180 Jacken von über 50 Rechtsinhabern waren Teile der Plagiatslieferung.
Laut Finanzministerium beträgt der Verlust durch Fälschungen in Österreich etwas über sieben Prozent der jährlich erwirtschafteten direkten Umsätze, das sind mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr und bedeute einen Verlust von 8.273 Arbeitsplätzen. Am stärksten betroffen seien der Bekleidungs- und Schuhwarensektor mit Einbußen von 634 Millionen Euro und der Bereich der Kosmetika und Körperpflegeprodukte mit 145 Millionen Euro.