Von Immobilienblase weit entfernt
Von Ulla Grünbacher
2012 haben die Österreicher alles gekauft, was sich ins Grundbuch eintragen lässt. Die niedrigen Sparzinsen, die Angst vor einer Geldentwertung und die Verunsicherung durch die Finanzkrise haben die große Nachfrage nach Wohnungseigentum ausgelöst.
Inzwischen hat sich der Markt jedoch beruhigt. „Der große Ansturm auf Wohnungen dürfte vorbei sein“, sagt die Maklerin Margret Funk, Vorstand des Österreichischen Verbandes der Immobilienwirtschaft (ÖVI). 2013 soll die Nachfrage zwar weiter hoch sein, der Anstieg der Wohnungspreise werde aber abflachen. In weniger guten Lagen sinken die Preise in einigen Landeshauptstädten sogar jetzt schon.
Von einer Immobilienblase sei man aber weit entfernt, beruhigt Immobilienbewerter Andreas Wollein. „Diese würde sich nur dann bilden, wenn Immobilienkäufer Liegenschaften wieder abstoßen müssten“ – und das sei derzeit nicht der Fall.
Kaufpreise
Die Preise für Eigentumswohnungen in Österreich sind heuer um acht Prozent gestiegen. Preislich aufgeholt haben vor allem der 22. und der 18. Wiener Bezirk. Der von Familien begehrte Speckgürtel rund um Wien weitet sich aus und wird teurer. In Mödling kosten neue Eigentumswohnungen durchschnittlich 3064 Euro pro Quadratmeter, in Korneuburg 2737 Euro pro Quadratmeter.
Auch die Wohnungsmieten sind heuer erneut gestiegen. „Es fehlt an ausreichenden Wohnbauförderungsmitteln“, kritisiert der Obmann der Gemeinnützigen Bauträger, Karl Wurm. Durch die Verlagerung der Fördermittel in die Sanierung bestehender Wohnungen sei der geförderte Neubau in den letzten Jahren stark zurück gegangen. Die Folge: eine Versorgungslücke bei günstigem Wohnraum.
Wie es mit dem Mietensystem weiter geht, werde sich nach der Wahl zeigen, ist ÖVI-Geschäftsführer Anton Holzapfel überzeugt. Dem Vorschlag von Wiens Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou, die Zuschläge zur Richtwertmiete für Lage und Ausstattung der Wohnung zu deckeln, kann Holzapfel nichts abgewinnen. „Dann wäre die Miete für eine Wohnung am Stephansplatz gleich hoch wie in jedem anderen Bezirk.“ Der ÖVI-Chef plädiert für das deutsche Vergleichsmietensystem. Mieter zahlen, was für Wohnungen in vergleichbarer Lage verlangt wird.