Wirtschaft

Wohnen wird immer weniger leistbar: "Die Alarmglocken schrillen"

Die Schere zwischen Wohnkosten und Einkommen geht immer weiter auseinander. Während die Reallöhne in den letzten fünf Jahren um knapp fünf Prozent gestiegen sind, haben sich die Mieten um 15 Prozent und die Immobilienpreise sogar um 27 Prozent verteuert.

Erste-Bank-Chef Peter Bosek hält diese Entwicklung für problematisch, denn "Wohnen ist ein emotionales Sicherheitsbedürfnis". Insbesondere jungen Familien sei es ohne finanzielle Hilfe der Eltern oder Erbe inzwischen fast nicht mehr möglich, Eigentum zu erwerben.

Mieten versus Kaufen

Im Zuge der Wohnstudie der Erste Bank und Sparkasse wurden 900 Erwachsene befragt. Nur etwa ein Viertel von ihnen erachtet Wohnen derzeit als "leistbar", und ein Großteil erwartet, dass die Kosten weiter steigen. Vier von fünf befürchten demnach, dass sie sich in zehn Jahren keine Wohnung mehr leisten können. "Hier müssen die Alarmglocken schrillen", sagt Bosek.

Die gute Nachricht ist, dass zwei Drittel der Befragten mit ihrer Wohnsituation zufrieden sind. Dieses Ergebnis verdankt sich wohl auch dem Umstand, dass etwa 60 Prozent der Österreicher ihren Wohnraum selbst besitzen. In der Bundeshauptstadt wohnen hingegen vier von fünf zur Miete – und hier steigen die Kosten.

So liegt der Quadratmeterpreis für Neuvermietungen derzeit etwa zwei Euro über dem Durchschnittspreis von 8,40 Euro. Trotz des Richtwertmietzinses steigen die Mieten bei bestehenden Immobilien schneller als bei Neubauten. Den Hauptgrund dafür sieht Bosek in der Attraktivität insbesondere der zentral gelegenen Altbauten.

Die Kreditvergabe im Wohnsektor steigt trotz Corona-Krise weiter. Laut der Studie ist die Sehnsucht nach einem Haus am Land heuer noch gewachsen. Zu einem Anstieg der Kreditausfälle ist es bei der Erste Bank und Sparkasse bislang nicht gekommen, allerdings wurden insgesamt 40.000 Kredite vorübergehend gestundet.

Die Zinsen werden dadurch jedoch nur auf später verschoben, und es gilt zu bedenken, dass die wirtschaftlichen Verwerfungen der Corona-Krise noch nicht vorbei sind. Wenn, wie vom Kreditschutzverband befürchtet, die Insolvenzen ab 2021 zunehmen, könnte es auch vermehrt zu Ausfällen kommen.