Wirtschaft

Wohltäter-Weltgipfel in der Wiener Hofburg

Vor rund vier Jahren hatte Amr Al-Dabbagh eine Idee. Der mehrere Hundert Millionen Euro schwere Scheich aus Saudi-Arabien, der im Gegensatz zu vielen seiner Landsmänner als hemdsärmelig gilt, hat sich zum Ziel gesetzt, die Welt ein stückweit gerechter zu machen. Er gründete 2014 das sogenannte Philanthropreneurship Forum. Hier treffen Wirtschaftstreibende mit Wissenschaftlern, Politikern, Vertretern von großen Organisationen zusammen, um die soziale und ökologische Entwicklung auf der Welt positiv zu beeinflussen.

Für 380 Millionen Jobs

Nach den ersten beiden Foren in London und Paris findet der dritte Kongress heute, Montag, in Wien statt. Der illustre Kreis tagt hinter den verschlossenen Türen der Hofburg. Zum Who’s who zählen u. a. die Spitzen von Unilever, der Internationalen Handelskammer oder von Women’s World Banking.

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Eröffnungsredner neben Al-Dabbagh ist Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel. Weitere Teilnehmer aus Österreich sind u.a. Staatssekretär Harald Mahrer, Finanzminister Hans Jörg Schelling und OeNB-Präsident Claus Raidl.

Ein zentraler Punkt der Tagung ist ein Report der im Vorjahr gegründeten sogenannten Sustainable Development Commission, die sich aus 36 Chefs globaler Konzerne und Organisationen zusammensetzt. Sie haben errechnet, dass ein sofortiger Umstieg auf nachhaltige Geschäftsmodelle den Konzernen ab 2030 zusätzlich 11,3 Billionen Euro im Jahr bringen und insgesamt 380 Millionen Jobs schaffen würde.

"In einer Zeit, in der unser Planet dem jetzigen Wirtschaftsmodell die Grenzen aufzeigt und viele zu einer Zukunft ohne Hoffnung verdammt, zeigt uns der Bericht einen Ausweg", sagt Unilever-Chef Paul Polman. "Wir müssen schnell und gemeinsam handeln, um eine fairere und glücklichere Welt zu garantieren."

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Freilich, um diese gewaltigen Zusatzeinnahmen zu erzielen, müsste zunächst investiert werden, laut Bericht 2,26 Billionen Euro jährlich. Um diese gewaltige Summe aufzubringen, seien neue innovative Finanzierungsformen nötig. "Dazu brauchen wir auch private Geldgeber, die zu günstigen Konditionen in eine nachhaltige Infrastruktur investieren", sagt Hendrik du Toit, Geschäftsführer der Fondsgesellschaft Investec.

Philanthrop

Die Initiative ist übrigens nicht die erste dieser Art von Scheich Al-Dabbagh. Schon 2001 hat er seine erste wohltätige Organisation (Stars Foundation; für Kinder) errichtet. Mit seiner Gruppe in Familienbesitz, die mit 62 Unternehmen in 35 Ländern tätig ist, gibt er 17.000 Menschen Arbeit. Der Konzern ist in den Bereichen Nahrungsmittel, Verpackungen, Immobilien und Ölverarbeitung vertreten.