Windkraft-Ausbau im Abwärtstrend, Flaute hält auch 2020 an
Die Windkraft in Österreich ist seit Jahren im Sinkflug, "aber die Hoffnung lebt", meint der Geschäftsführer der IG Windkraft, Stefan Moidl. Das neue Regierungsprogramm sei für die Branche "ein großer Hoffnungsschimmer". Seit 2014 sei es mit dem Ausbau der Windenergie in Österreich kontinuierlich bergab gegangen, aber durch ein neues Fördersystem werde sich dieser Trend umkehren, hofft Moidl.
Ende 2019 standen in Österreich 1.340 Windräder mit einer Gesamtleistung von rund 3.160 MW. Damit können nach Angaben des Branchenverbandes IG Windkraft 7 Mrd. kWh (7 Terawattstunden) Strom pro Jahr erzeugt werden, was 11 Prozent des österreichischen Stromverbrauchs entspricht. Den im Regierungsprogramm enthaltenen Zielwert von 27 TWh hält Moidl für realistisch. "Wir haben jetzt 7 TWh Strom. Wenn man die bereits bewilligten Projekte errichtet hat, kommen noch einmal 3 TWh dazu, dann sind wir bei 10. Und wenn wir dann noch einmal 10 bis 2030 bauen, wären wir bei 20. Wir haben immer davon gesprochen, dass wir 22,5 TWh bis 2030 liefern können."
Um dieses Ziel zu erreichen, dürfe es aber nicht mehr wie in der Vergangenheit zu jahrelangen Verzögerungen bei bereits genehmigten Projekten kommen, kritisiert Moidl. Während es mit Beginn des Ökostromgesetzes in den Jahren 2003 bis 2006 einen starken Windkraft-Ausbau gegeben habe, sei danach "ein tiefes Loch" gefolgt. Erst ab 2011/12 sei es durch die neue Ökostrom-Gesetzgebung wieder zu einem deutlichen Ausbau gekommen, der jedoch seit 2014 kontinuierlich zurückgehe, von 400 Megawatt im Jahr 2014 auf nur mehr 120 Megawatt 2019. "Wir müssen leider berichten, dass 2020 nur 41 Megawatt Leistung neu errichtet wird." 18 neue Anlagen würden heuer neu errichtet und neun alte demontiert.
Führend waren beim Ausbau im Vorjahr Niederösterreich und das Burgenland mit 40 bzw. 45 Prozent des Ausbaues, auf die Steiermark entfielen 15 Prozent des Ausbaus.
Wegen des bisherigen Fördersystems würden in Österreich von der Bewilligung eines Windkraft-Projektes bis zur Vergabe eines Fördervertrages zweieinhalb Jahre vergehen. Danach brauche man noch etwa ein Jahr für die Umplanung, die durch die Verzögerung notwendig werde. "Ein Projekt von der Idee bis zur Realisierung braucht in Österreich drei bis acht Jahre."
"Wir haben Projekte, die wir bereits zum zweiten Mal bei der Behörde ändern müssen", bestätigte Markus Winter von der Windkraft Simonsfeld. "Es braucht bei den Rahmenbedingungen klare Priorität für erneuerbare Energien durch die Politik."
Erst wenn alle behördlichen Bewilligungen für ein Projekt vorliegen würden könne man sich um eine Förderung bewerben, erklärte Ursula Nährer, Chefjuristin der IG Windkraft. Man stelle dann einen Antrag bei der Ökostrom-Abwicklungsstelle und müsse warten, bis Fördermittel frei sind. Weil diese Fördermittel so gering seien und das System seit Jahren verstopft sei, komme es zu jahrelangen Verzögerungen bei der Umsetzung der Projekte.
Dass es also letztlich um mehr Geld für Subventionen gehe, will Moidl so nicht bestätigen. "Das ist nicht richtig, weil Förderung derzeit ja auch ganz gering ist. Das ist einfach nur das falsche System." Volkswirtschaftlich würden die Förderungen nicht höhere Kosten bedeuten. Mehr als um die Höhe der Förderungen gehe es um Sicherheiten bei der Finanzierung und um Haftungen.
Es gebe zwei wesentliche Ansprüche an ein neues Fördersystem, sagte Moidl, "eine rasche Realisierungsmöglichkeit und einen starken Anreiz, in neue Projekte zu investieren". Man brauche ein Förderprämien-System mit Direktvermarktung des Stromes. "Die Förderhöhe sollte administrativ festgesetzt werden. Zusätzlich zu dieser Änderung des Förderregimes braucht es eine Neugestaltung des Strommarktes mit einer klaren Priorität für erneuerbare Energien."