Wirtschaft

Wettrennen um Antrieb der Zukunft

Noch ist nicht entschieden, ob sich reine Elektrofahrzeuge oder Hybridautos durchsetzen werden. Ob die Batterie oder die Brennstoffzelle gewinnt. Oder ob nicht doch alle Versuche, Klimaschutz beim ständig steigenden Individualverkehr zu betreiben, letztlich zum Scheitern verurteilt sind. Doch es naht die Stunde der Wahrheit.

Noch in diesem Jahr will Premium-Marktführer BMW mit dem „i3“ auf den Markt kommen, auch in Österreich. Das ist ein reines Elektrofahrzeug mit einer Reichweite von bis zu 175 Kilometern und Anschaffungskosten von geschätzten 40.000 Euro. Ein durchaus mutiger Schritt angesichts der großen Skepsis im Markt: Erst 92.000 Elektroautos sind weltweit im Einsatz. Mehr als 70 Millionen Fahrzeuge werden global gesehen jährlich angemeldet.

Dennoch: Die Bayern, die das Wort Motoren bald 100 Jahre stolz im Namen tragen, setzen künftig auf reine Elektromotoren. Bieten aber, wenn auch bloß aus „psychologischen Gründen“, so BMW-Boss Norbert Reithofer, zu Beginn zusätzlich so genannte Range Extenders an (Erklärung unten).

Ansonsten bekennt man in München, dass Elektroautos in fernerer Zukunft vor allem ein Thema für Megacities wie Peking sein werden, die im Smog zu ersticken drohen. Ein Beispiel: Im August 2012 kamen in Chinas Hauptstadt auf eine Million Bewerber ganze 20.000 neu ausgegebene Nummernschilder. Von dieser Lotterie ausgenommen sind nur emissionsfreie Elektrofahrzeuge wie eben der BMW i3.

Aber auch in Europa besteht Potenzial und das ist zunächst der Politik zu verdanken: Die EU zwingt Europas Autobauer bis 2020 auf einen Kohlendioxid-Ausstoß von weniger als 100 Gramm je Kilometer zu kommen. BMW war seinerzeit über die Flotte betrachtet bei 210 Gramm, konnte inzwischen auf 145 Gramm reduzieren. Jetzt wird es „extrem herausfordernd“, sagt Reithofer. Ohne Elektroautos – keine Chance, soll das heißen.

Gleichberechtigung

Beim Erzrivalen Audi kennt man die EU-Vorgaben, hat sich aber für so genannte Plug-in-Hybridautos entschieden, wo Benzin- und Elektromotor gleichberechtigt unter der Haube sind. Die Serienproduktion des rein elektrisch betriebenen A2 hat die VW-Tochter aus Ingolstadt ebenso abgeblasen wie den verstromten Sportwagen R8 e-tron. Beim letzten Wiener Motorensymposium sagte Audi-Chef Rupert Stadler: „Bei den nächsten Fahrzeuggenerationen, beginnend mit dem A3 ab Ende 2013, setzen wir klar auf die Plug-in-Hybrid-Strategie. Diese Technologie vereint das, was unsere Kunden sich am meisten wünschen: CO2-frei in der Stadt – und keine Reichweiteneinschränkung auf Langstrecken.“

Mercedes, bis 2004 die dominierende Marke im Premium-Segment, muss da selbstverständlich mitziehen, will man zurück an die Spitze. Bei den Mischantrieben weltweit führend ist allerdings Toyota – vor allem dank der Erfolge auf dem US-Markt mit dem Prius, der in den USA als Synonym für umweltfreundliches Fahren gilt.

Und Toyota will auch der Erste bei den Brennstoffzellen sein: Für Elektro-Autos mit größerer Reichweite setzt man dabei auf die Wasserstoff-Technologie statt auf Batterien. Bereits 2014 werde die Serienproduktion eines Toyota Prius mit Brennstoffzellen-Antrieb beginnen, ab 2015 soll das Auto in Japan, den USA und Europa vermarktet werden, hieß es dazu Ende letzten Jahres.

Für Europas Autobauer Nummer eins VW ist laut Chef Martin Winterkorn „die Elektromobilität nicht tot“. Allerdings will VW vorerst Käufer von kleineren Fahrzeugen in urbanen Gebieten ansprechen. So soll der Kleinwagen e-up (bis zu 150 Kilometer Reichweite) mit Jahresende in den Handel kommen, gefolgt 2014 vom E-Golf.

Antriebsformen

Hybridmotor
Das Auto wird von einem klassischen Verbrennungsmotor sowie einem zusätzlichen E-Motor angetrieben, der mit überschüssiger Energie (etwa beim Bremsen) gespeist wird.

Plug-In-Hybrid
Dabei kann die (in der Regel größere) Batterie des E-Antriebs zusätzlich über das Stromnetz extern geladen werden.

Range Extender
Das sind kleine, zusätzliche Benzinmotoren, die im Falle des Falles die Batterie aufladen, um die Reichweite zu erhöhen.

Die Wirtschaftskammer fürchtet wegen der geplanten EU-Mindestnormen für die Überprüfung von Fahrzeugen um das in Österreich bestehende System von „Pickerl“-Kontrollen durch die Kfz-Werkstätten. Hintergrund ist ein Vorschlag des zuständigen Berichterstatters im EU-Parlament, des deutschen Abgeordneten Werner Kuhn. Dieser sieht vor, dass Werkstätten und Prüfer künftig verpflichtend voneinander getrennt sind.

Der Entwurf hätte – wenn er angenommen würde – zur Folge, dass die rund 5000 österreichischen Kfz-Werkstätten ihr Geschäft verlieren würden, erläutert WKÖ-Expertin Karoline Entacher. Sie würden jährlich etwa sechs Mio. Fahrzeuge überprüfen. Dabei würden durchschnittlich eine Arbeitsstunde pro Auto anfallen. Bei allfälligen Verfehlungen würden Prüfern und Unternehmen umgehend ein Entzug ihrer Lizenz drohen. In Deutschland und anderen EU-Staaten besteht eine gesetzliche Trennung zwischen Prüfdiensten und den Kfz-Werkstätten.