Westbahn: "Rechnung wird aufgehen"
Von Franz Jandrasits
Die Gesellschafter wissen, dass der Business-Plan ehrgeizig ist. Wir werden das Projekt durchtragen und werden das Kapital erhöhen, wenn es notwendig sein sollte." Hans-Peter Haselsteiner, Miteigentümer des ÖBB-Konkurrenten Westbahn, ist überzeugt, dass das ehrgeizige Projekt aufgeht. Drei Jahre nach dem Start am 11. Dezember 2011 soll der neue Zugbetreiber Kosten deckend fahren und ab diesem Zeitpunkt die Investitionen zurückzahlen können. Vorher "sehe ich" so Haselsteiner optimistisch, "keinen Grund, die Notbremse zu ziehen." Selbst im schlechtesten Szenario - also mit einer geringeren Auslastung der Züge als erwartet - gehe die Rechnung noch auf.
Service
Punkten will die Westbahn vor allem mit einem besseren Service für den Kunden. Etwa dadurch, dass bei der Westbahn je ein Zugbegleiter pro Waggon an Bord ist. "Und wir fahren mit ganz neuen Garnituren, die grundsätzlich komfortabler als die meisten ÖBB-Züge sind." Denn die Konkurrenz sei nicht der ÖBB-Premiumzug railjet sondern die Intercity-Züge (IC), in denen hauptsächlich Pendler fahren. Und Pendler sind laut Haselsteiner auch das Zielpublikum: "Wir wollen den täglichen Zugfahrer auf der Westbahn, der von der ÖBB enttäuscht ist, bei uns an Bord holen."
Dass die Züge der Westbahn AG bisher nicht im elektronischen Fahrplan - den die ÖBB erstellt - enthalten sind, sei "kindisch", für die Zukunft schließt Haselsteiner das aber nicht aus. Auch dass künftig Tickets der beiden Konkurrenten gegenseitig anerkannt werden, hält er nur für eine Frage der Zeit.
Neue Klage?
Ein großes Problem sieht Haselsteiner in der Preisgestaltung. Die Westbahn müsse "die Preise nehmen, die die ÖBB vorgibt". Diese seien allerdings von der Kostendeckung weit entfernt, auch für den neuen ÖBB-Konkurrenten. Den ÖBB werden die Unterdeckungen mit den so genannten Gemeinwirtschaftlichen Leistungen (GWL) abgedeckt. Über einen Zehnjahres-Vertrag erhält die Staatsbahn jährlich rund 600 Millionen Euro dafür, dass sie auch Strecken bedient, die sich nicht rechnen. Das gilt zur Zeit für alle Strecken außer der West-Achse.
Haselsteiner: "Das ist sicher eines der ganz großen Themen, die wir mit der Republik haben. Denn wenn diese GWL eine Subventionierung von Ticketpreisen ist, dann kann es keinen Wettbewerb geben." Eine Klärung dieser Frage werde es wohl, so Haselsteiner, "nur über eine Klage geben" können. Dann könnten allerdings die - in Österreich im Vergleich mit der Schweiz und Deutschland recht günstigen - Tarife in die Höhe gehen.
Neue Strecken
Mehr Wettbewerb wünscht sich Haselsteiner auch durch die Ausschreibung neuer Strecken. Mittelfristig setzt Haselsteiner darauf, dass "die Politik mehr Wettbewerb auf der Schiene will und bald zusätzliche Strecken für den Wettbewerb freigibt". Wunsch-Strecken nennt er nicht: "Die nächste Strecke, die wir uns anschauen, ist die Strecke, die ausgeschrieben wird."
Weitere Partner brauche man dafür nicht, "es gibt keinen Grund, die Eigentümerstruktur zu ändern". Allerdings könnte die SNCF ihren Anteil mittelfristig auf "maximal 49 Prozent" erhöhen.
Westbahn: Neue ÖBB-Konkurrenz
Strecke
Die Westbahn AG fährt ab 11. Dezember 2011 vom Wiener Westbahnhof in 2 Stunden 58 Minuten nach Salzburg. Stationen: Hütteldorf, St. Pölten, Amstetten, Linz, Wels, Attnang-Puchheim. Die Züge verkehren im Stundentakt - außer zwischen 9.26 Uhr und 13.26 Uhr, da gibt es vorerst nur alle zwei Stunden einen Zug. Das Ticket Wien - Salzburg kostet mit 23,80 Euro so viel wie ein 2. Klasse-Ticket der ÖBB mit VorteilsCard. Die Tickets können im Zug oder per Internet gekauft werden.
Eigentümer
Je 25,93 Prozent halten die Familienstiftung von Strabag-Chef Hans-Peter Haselsteiner, Ex-ÖBB-Vorstand Stefan Wehinger und die französische Staatsbahn SNCF. 22,21 Prozent gehören der Schweizer Augusta Holding.
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