Wirtschaft

Weniger Exporte: Österreichs Außenhandel schwächelt

Nichts ist es geworden mit einem neuerlichen Exportrekord. Österreich hat im abgelaufenen Jahr um 0,2 Prozent weniger Waren ins Ausland geliefert als im Jahr davor. Statt - wie noch zur Jahresmitte 2016 erhofft - auf 135 Mrd. Euro zu klettern, sind die Exporte auf 131,2 Mrd. Euro zurückgegangen. Das zeigen die am Freitag von der Statistik Austria veröffentlichten Außenhandels-Zahlen.

Konsum beflügelt Importe

Die Einfuhren aus dem Ausland haben hingegen um 1,6 Prozent auf 135,6 Mrd. Euro zugelegt. Damit steht unterm Strich in der Handelsbilanz ein Minus von 4,37 Milliarden Euro, mehr als doppelt so viel wie 2015.

Das Import-Plus ist nicht so überraschend, weil sich der Konsum in Österreich - nicht zuletzt dank Steuerreform - zuletzt positiv entwickelt hat. Viele der Konsumgüter kommen klarerweise aus dem Ausland.

Zu denken gibt hingegen eher das Minus bei den Exporten. Österreich hat nämlich nicht nur in politische Problemländer wie Türkei (-5,7 Prozent) und Russland (-4,8 Prozent) weniger geliefert, sondern auch in Märkte, die eine an sich gute Konjunktur verzeichnen, z.B. die USA (-3,9 Prozent), Vereinigtes Königreich (-2,0 Prozent).

Das deutet darauf hin, dass die Probleme weniger konjunktureller, sondern struktureller Natur sind. Besonders große Rückgänge gab es in Richtung Frankreich (-9,2 Prozent), Polen (-5,5 Prozent), Belgien (-4,3 Prozent) und Japan.

In den meisten Fällen liegt der Rückgang an einer schwachen Entwicklung bei Maschinen und Fahrzeugen, Österreichs mit Abstand wichtigster Exportkategorie. Ein Plus gab es hier allerdings in Richtung Deutschland, den wichtigsten Absatzmarkt für österreichische Produkte. Das Nachbarland kauft gut 30 Prozent der österreichischen Exporte. Dorthin nahmen die Warenlieferungen immerhin um 1,5 Prozent zu. Das konnte aber das Minus vor allem in Drittstaaten nicht aufwiegen.

Manko Investitionen

Woran liegt das Schwächeln der rot-weiß-roten Exporte? Einerseits ist der Welthandel insgesamt in einer Schwächephase - die Wachstumszahlen sind geringer als im langfristigen Durchschnitt. Das erklärt aber noch nicht das Minus. Die Sorgen vor Protektionismus können es ebenfalls noch nicht sein. In den USA hat Donald Trump erst im Jänner 2017 sein Amt angetreten. Und im Vereinigten Königreich hat sich die Wirtschaft trotz des EU-Austritt-Referendums im Juni 2016 bisher (noch) vergleichsweise stark entwickelt. Diese Bremsspuren werden im Außenhandel erst mit Verzögerung sichtbar werden.

Zwei Gründe liegen auf der Hand: Das oft beklagte Manko, dass Österreichs Wirtschaft in den vergangenen Jahren zu wenig investiert hat, macht sich jetzt bemerkbar. Dadurch ist Wettbewerbsfähigkeit verglichen mit anderen, konkurrierenden Ländern verloren gegangen. Somit fällt Österreich im Außenhandel zurück.

Ungünstige Ausrichtung

Und: Österreichs Außenhandel ist noch zu sehr auf den Euroraum und einige wenige Drittstaaten (vor allem USA) fokussiert. Dadurch verpasst man den wirtschaftlichen Anschluss in jenen Ländern, in den großes Wachstum stattfindet. So gab es gegenüber China immerhin ein kleines Plus der Exporte von 0,3 Prozent. Das Reich der Mitte ist für Östereich aber nur auf Platz 10 der wichtigsten Exportländer - da gibt es viel Luft nach oben.