Wirtschaft

Ärmste Länder erleben historische Schuldenkrise

Bis 2030 wollten die Vereinten Nationen extreme Armut in der Welt beseitigt haben. Doch je näher das Jahr rückt, desto klarer wird, dass das hehre Ziel wohl verfehlt werden  wird.

Ein neuer Report der Weltbank über die 26 ärmsten Länder der Welt – die meisten davon in Afrika – zeigt den Teufelskreis: Durch die vielen Krisen und Kriege in der Welt ist die internationale Entwicklungshilfe für die Ärmsten der Armen auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahrzehnten gesunken.

Schon im April 2020 warnte die Weltbank, dass die Region Sub-Sahara-Afrika wegen Corona in die erste Rezession seit 25 Jahren rutschen werde. 

Und während sich der Rest der Welt in der Zwischenzeit von den Kosten der Pandemie einigermaßen erholt hat, sind viele der ärmsten Länder (Low Income Countries, „LICs“) durch die nötige Aufnahme neuer Schulden in eine historische Krise geraten. Sie sind mit einer Staatsschuldenquote von durchschnittlich 72 Prozent so hoch verschuldet wie seit 2006 nicht. Allein 2023 stieg die Staatsverschuldung der LICs um mehr als deutliche neun Prozentpunkte.

Das bedeutet: Statt in Gesundheit oder Bildung investieren zu können, müssen immer mehr Mittel für die Zinsen auf die Staatsschulden  aufgewendet werden.

Das trifft auch auf reiche Länder wie etwa Österreich zu, wo die Staatsschuldenquote heuer auf 80 Prozent steigt. Der Unterschied ist: Österreich kann sich auf dem internationalen Kapitalmarkt, durch den Verkauf von Staatsanleihen, weiterhin relativ günstig finanzieren. Den ärmsten Ländern ist dieser Weg zusehends versperrt. Und das erhöht natürlich wiederum die Abhängigkeit von Finanzhilfen.

IDA größter Finanzier

So wurde die Internationale Entwicklungsorganisation (IDA) der Weltbank die größte Einzelquelle für günstige Auslandsfinanzierungen. Konkret vergibt die IDA Zuschüsse und fast zinslose Kredite an 77 der schwächsten Volkswirtschaften der Welt und ist für die besagten 26 ärmsten unter ihnen von entscheidender Bedeutung. „Es gibt vieles, das die Volkswirtschaften mit niedrigem Einkommen für sich selbst tun können – und müssen.     Aber diese Wirtschaften brauchen auch stärkere Hilfe aus dem Ausland“, sagt Weltbank-Vize-Chefökonom Ayhan Kose.

Verschärft wird die Schuldenproblematik zusätzlich durch die wesentlich größere Anfälligkeit für Naturkatastrophen als bei wirtschaftlich besser gestellten Entwicklungsländern. Zwischen 2011 und 2023 verursachten Naturkatastrophen – wie lange Dürreperioden – bei den LICs jährliche Verluste von durchschnittlich zwei Prozent der Wirtschaftsleistung. 

Hintergrund:

Die Weltbank führt unter den 26 ärmsten Ländern (Low Income Countries, LICs) vor allem afrikanische Staaten wie Burundi, Burkina Faso oder die Demokratische Republik Kongo. Auch vier asiatische Länder sind darunter: Afghanistan, Nordkorea, Syrien und der Jemen.

In den 26 Staaten beträgt das Bruttonationaleinkommen pro Kopf weniger als 1.145 Dollar im Jahr (rund 1.050 Euro). Österreich: ca. 49.400 Euro.