Wirtschaft

Was fällt EZB-Chef Mario Draghi jetzt noch ein?

Wie beim Rennen von Hase und Igel: Wenn Mario Draghi vor die Presse tritt und die geldpolitischen Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) verkündet, haben die Akteure an den Finanzmärkten das mit ihren Wetten längst vorweggenommen. Dann kommt es nur auf eines an: Wird die Geberlaune von "Super Mario" den Erwartungen gerecht? Davon hängt ab, ob die Börsenkurse klettern oder purzeln, der Euro anzieht oder schwächelt. Am Donnerstag liegt die Latte für den EZB-Präsidenten besonders hoch. An den Märkten ist fix "eingepreist", dass Draghi die Geldschleusen weiter öffnet.

Aber was kann der EZB-Chef überhaupt noch unternehmen?

Negative Zinsen

Schon seit Juni 2014 berappen Banken, die ihr überschüssiges Geld lieber bei der Zentralbank bunkern statt Kredite zu vergeben, eine "Strafgebühr". Diesen Negativ-Zinssatz hat Draghi in mehreren Schritten auf 0,3 Prozent erhöht. Analysten glauben, es ginge noch um 0,1 Prozentpunkte höher.

Mehr Wertpapierkäufe

Die Währungshüter pumpen monatlich 60 Milliarden Euro in die Finanzmärkte, um die Wirtschaft zu stimulieren und Inflation anzuheizen. Die Laufzeit der Aktion wurde schon bis März 2017 verlängert. Jetzt wird spekuliert, dass die monatliche Ankaufsumme auf 75 Milliarden Euro steigen könnte.

Welche Folgen hat das?

Für Sparer

Daran, dass Bankguthaben wenig oder keine Zinsen abwerfen, hat man sich fast schon gewöhnt. Aber könnten die Banken bei Sparern wirklich Strafgebühren einheben? Das hat Erste-Group-Chef Andreas Treichl kürzlich als Konsequenz der EZB-Politik angedeutet. Zwei Argumente halten die Geldinstitute noch ab: Jene Bank, die sich als Erste mit negativen Zinsen vorwagt, müsste den Entrüstungssturm und die Flucht ihrer Kunden fürchten. Und so lange es Bargeld gibt, könnten Sparer ihr Vermögen auch unter die Matratze legen. Das ist gefährlich und wirft keine Zinsen ab, kostet dafür aber nichts.

Für Banken

Für klassische Geschäftsbanken wird es immer schwieriger, profitabel zu wirtschaften. Üblicherweise werfen Kredite viel mehr Zinsen ab, als Banken für Sparguthaben auszahlen. Durch die Null- und Negativzinsen schmilzt diese Spanne zusammen. "Wir erleben eine verkehrte Welt", sagt Herta Stockbauer, Chefin der BKS Bank: "Die EZB schaufelt den Banken Geld zu, das sie nicht brauchen." Damit diese mehr Kredite vergeben können, würden die Institute nach den neuen, strengeren Vorschriften nämlich mehr Eigenkapital brauchen.

Für Investoren

Weil solide Papiere keine Zinsen abwerfen, weichen Anleger auf riskantere Investments aus. Das steigert die Gefahr gefährlicher Blasen, zum Beispiel bei Immobilienpreisen.

Für die Realwirtschaft

Die Erfolge sind überschaubar. Zwar hat die EZB eine Deflation (gefährliche Spirale aus sinkenden Preisen und Löhnen) verhindert. Das Wachstum in der Eurozone brachte sie aber kaum in Gang.