Warum Öl am Weltmarkt knapp bleibt
Die Ölfördergruppe OPEC+ wird ihre Tagesproduktion trotz Knappheit am Weltmarkt im November nur um die geplanten 400.000 Barrel (159 Liter) anheben. Das gab die von Saudi-Arabien und Russland angeführte Allianz nach einer kurzen Online-Beratung am Montag bekannt. Zuvor hatten Medienberichte und Analysten-Kommentare die Möglichkeit eines noch höheren Anstiegs in Aussicht gestellt.
In der vergangenen Woche hatte es widersprüchliche Signale zum Thema Fördermengen-Ausweitung gegeben. Im Gespräch war unter anderem, dass die für Dezember geplante Anhebung vorgezogen und das Plus im November auf 800.000 Barrel pro Tag verdoppelt wird.
Zapfsäulen
Nachdem sich aber abzeichnete, dass die 23 Förderländer nicht nachbessern würden, kletterte der Preis für die Nordseesorte Brent am Nachmittag zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage auf ein Dreijahreshoch von gut 80 Dollar pro Barrel.
Die steigenden Ölpreise machen sich bereits auch an den Zapfsäulen bemerkbar: Am Wochenende kostete Super der Sorte E10 erstmals seit 2013 im bundesweiten Tagesdurchschnitt mehr als 1,60 Euro pro Liter.
Angebot bleibt knapp
Analysten hatten mit ihren Prognosen, dass es zu keiner Aufstockung komme, recht. Schließlich hätten einige Mitglieder bereits jetzt Mühe, ihre Quoten zu erfüllen. So sind Angola und Nigeria seit Monaten nicht in der Lage, ihre Quoten im Rahmen der OPEC+ auszuschöpfen. Auch wegen anhaltender Produktionsausfälle im Golf von Mexiko bleibt das Angebot knapp. Die Nachfrage nach Erdöl, Benzin und Diesel ist dagegen konjunkturbedingt hoch.
Wegen der schwierigen Situation am Ölmarkt wies China unterdessen seine großen staatseigenen Energieunternehmen an, die Energieversorgung in diesem Winter in jedem Fall sicherzustellen. Mehrere Provinzen sind aufgefordert worden, den Energieverbrauch einzuschränken oder zu rationieren. Das Angebotsproblem ist nicht auf China beschränkt. Die US-Regierung hat bereits zu erkennen gegeben, mit den großen Förderländern wegen der Angebotsknappheit in Kontakt zu stehen.
Nach dem coronabedingten Rückgang des Energieverbrauchs im Jahr 2020 ist die Nachfrage nach Erdöl heuer deutlich gestiegen und dürfte auch mittel- und langfristig weiter stark zulegen. In ihrem „World Oil Outlook 2021“ rechnet die OPEC mit einem Anstieg des Primärenergiebedarfs um 28 Prozent bis 2045. Der Verbrauch von Öl und Gas wird zunehmen, erwarten die OPEC-Ökonomen.
Starkes Wachstum
Bei ihrer Prognose gehen die Wirtschaftsforscher davon aus, dass sich die globale Wirtschaftsleistung bis 2045 verdoppeln und die Weltbevölkerung um 1,7 Milliarden auf 9,5 Milliarden Menschen anwachsen wird. Die Anzahl der Menschen im arbeitsfähigen Alter soll um 900 Millionen steigen, ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung von 65 auf 63 Prozent zurückgehen.