Vor dem Lockdown: Kein Hamstern in Supermärkten, Lager voll
Die Österreicher haben vor dem zweiten Lockdown ordentlich eingekauft. In den heimischen Supermärkten war der Samstag ein sehr starker Einkaufstag, aber nicht zu vergleichen mit dem Rekordtag 13. März vor dem ersten Lockdown. Klopapier- und Nudelnhamstern ist nicht mehr. Die Lager sind voll, das Online-Bestellen boomt ebenso wie gesundes Essen.
"Wir haben kaum diese Bevorratungseinkäufe feststellen können", sagte Rewe-Sprecher Paul Pöttschacher am Montag zur APA. Weder Hygieneartikel (Klopapier) noch Teigwaren, Reis oder Konserven seien am Samstag in den Billa-Filialen so stark nachgefragt worden wie am 13. März. "Die Unsicherheit ist nicht mehr so groß. Die Leute wissen, der Lebensmittelhandel bleibt offen."
Auch bei Spar sei bisher alles im Rahmen. "Wir tun, was wir tun können. Unsere Lager sind voll, wir können alles liefern", sagte Sprecherin Nicole Berkmann. Hamstertendenzen gebe es keine.
Hofer stellte in den vergangenen Tagen schon eine "etwas überdurchschnittliche" Nachfrage nach Mehl, Germ und Toilettenpapier fest, jedoch sei die Situation nicht mit jener im März zu vergleichen, wie es in einer Aussendung des Diskonters hieß.
Hofer sieht sich für den nunmehrigen Lockdown Nummer zwei bestens gerüstet. Man habe die sechs Logistikzentren vorbereitet und den Bestand von stärker nachgefragten Artikeln deutlich erhöht. Auch Rewe (Billa, Merkur usw.) hat bei Klopapier, Grundnahrungsmitteln und länger haltbaren Lebensmitteln vorsorglich aufgestockt.
Bei Hofer sind die Hygienevorschriften in den Filialen nochmals strenger geworden. Kunden, die ihre Maske vergessen haben, bekommen bei Hofer wie auch bei Billa und Spar nach wie vor kostenlos eine.
Die Martinigans ist heuer vor allem tiefgekühlt
Was der Lebensmittelhandel sehr wohl bemerkt, ist der Ausfall der Gastronomie. Dadurch kochen die Leute mehr selbst und kaufen dementsprechend ein, wie Spar-Sprecherin Berkmann sagte. Bei Rewe rechnet man damit, dass heuer mehr tiefgekühlte Gänse verkauft werden, da das Martiniganslessen im Lokal ja ins Wasser fällt.
Der Großhändler Metro indes weitet die Zustellgebiete für sein Lieferservice deutlich aus, vor allem in Oberösterreich und Tirol. "Wurde bis dato in und um alle Landeshauptstädte zugestellt, so wird nun an knapp 1.000 Postleitzahlen geliefert", teilte Metro mit. Der Mindestbestellwert beträgt 150 Euro netto, Kunden können bei der Bestellung nun einen Lieferslot von zwei Stunden direkt buchen.
Auch im Lebensmitteleinzelhandel hat die Coronakrise das Online-Geschäft befeuert. "Wir haben unsere Abholstationen stark ausgebaut", sagte Rewe-Sprecher Pöttschacher. Anfang des Jahres gab es 140 Billa-Filialen, in denen online bestellte und bezahlte Waren abgeholt werden konnten (Click & Collect), derzeit stehe man schon bei mehr als 380. Auch Hofer erweitert auf hoferliefert.at laufend sein Online-Angebot an Non-Food Artikeln.
Ein weiterer Trend, der sich seit Ausbruch der Coronakrise verstärkt hat: gesunde, immunsystemstärkende Lebensmittel. "Bei Zitrusfrüchten haben wir in etwa ein Absatzplus von 20 Prozent. Auch bei biologischen Lebensmitteln merken wir einen Boom", so Pöttschacher.
Der Handelsverband erneuerte am Montag seine Forderung nach "Österreich-Schecks" im Wert von mindestens 500 Euro für alle mit Hauptwohnsitz in Österreich und einem monatlichen Bruttoeinkommen bis zu 5.370 Euro. "Die Schecks sollen bei allen Unternehmen mit Betriebsstätte in Österreich innerhalb von sechs Monaten eingelöst werden können", so Handelsverbandsgeschäftsführer Rainer Will in einer Aussendung. "Es braucht jetzt einen Big Bang für die österreichische Kaufkraft." Die Sozialpartner, ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian und WKÖ-Präsident Harald Mahrer, hätten am Sonntag ebenfalls solche Gutscheine gefordert, aber nur für Arbeitnehmer. Nach Ansicht des Handelsverbands sollten jedoch auch beispielsweise Pensionisten und Selbstständige in den Genuss kommen. Sie litten besonders unter der Krise.