Wirtschaft

Versandhandelschef Gutschi: „Flächenwahnsinn rächt sich jetzt“

Geht es nach der Einschätzung von Unito-Chef Harald Gutschi (Universal, Otto Versand), wird jedes dritte Handelsunternehmen die Krise nicht überstehen. „Jetzt rächt sich der Flächenwahnsinn der vergangenen Jahre, in denen mit billigem Geld überall Fachmarktzentren entstanden sind“, sagt der Onlinehändler, der sich selbst auf der Gewinner-Seite der Krise sieht.

Nicht nur, dass viele in der Zeit des Shutdowns erstmalig online eingekauft haben, gleichzeitig gingen die Retouren zurück. „Von 35 auf 30 Prozent“, behauptet Gutschi, der allerdings einräumt, dass es sich dabei auch um Struktureffekte handeln dürfte. So haben viele in der Krise Basics und Hardware wie Elektronikgeräte online gekauft, bei denen es von vornherein weniger Fehlgriffe gibt als bei modischen Artikeln.

„Im Jänner geht’s rund“

Gutschi rechnet Anfang nächsten Jahres mit der ersten Pleitewelle im Handel. „Noch halten die Staaten mit Hilfsprogrammen gegen, aber spätestens im Jänner wird es rund gehen, wenn viele Stundungen auslaufen.“ Wer nicht digital aufgerüstet habe, werde unter die Räder kommen, prognostiziert Gutschi, dessen Mutterkonzern die deutsche Otto-Group ist, die wiederum die Nummer zwei am weltweiten Onlinehandelsmarkt ist (nach Amazon). Die Unito-Gruppe profitiert damit von Kostensynergien, von denen kleinere Betriebe nur träumen können.

Dass die Regierung mit einem „Kaufhaus Österreich“ Unterstützung leisten will, sei „gut gemeint, aber in der Praxis nicht machbar“, kommentiert Gutschi. „Dafür braucht es technisches Know-how und Kontakte zu Firmen und Dienstleistern, da tut sich die Politik schwer.“ Für seine Branche sei es entscheidender, dass die Politik Chancengleichheit unter den Ländern herstellt. Ein „Lichtblick“ sei, dass ab Mitte 2021 Importe aus EU-Drittstaaten ab den ersten Euro Mehrwertsteuer- und zollpflichtig sind (bisher erst ab 22 bzw. 150 Euro Warenwert). „In China ist man bisher sehr leichtfertig mit Zahlen umgegangen.“ Gutschi hatte Konkurrenten aus China mehrmals vorgeworfen, Ware beim Export nach Europa nicht wahrheitsgemäß zu deklarieren und damit Steuern und Zölle zu umgehen.

Unito beschäftigt insgesamt 450 Mitarbeiter in Salzburg, Graz und Enns. Im abgelaufenen Geschäftsjahr (bis Februar 2020) lag der Umsatz bei 364,7 Mio. Euro, um 2,9 Prozent niedriger als im Vorjahr. Begründung: Diverse Kataloge wurden gestrichen.