Wirtschaft

US-Inflation auf höchstem Wert seit 40 Jahren

Die Verbraucherpreise in den USA sind zu Jahresbeginn so rasant gestiegen wie seit 40 Jahren nicht mehr. Waren und Dienstleistungen kosteten im Jänner um 7,5 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, wie das Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Das ist der höchste Wert seit Februar 1982.

Experten hatten mit 7,3 Prozent gerechnet, nach 7,0 Prozent im Dezember. Aus der Coronakrise resultierende Materialengpässe und rasant steigende Energiekosten treiben die Inflation in immer luftigere Höhen.

Angesichts des starken Preisauftriebs und des zugleich brummenden Arbeitsmarkts steuert die US-Notenbank auf eine Zinswende zu. An den Finanzmärkten wird für März mit einem ersten Schritt nach oben gerechnet, dem eine Reihe weiterer Anhebungen folgen könnte. Womöglich wird die Notenbank sogar eine ungewöhnlich große Erhöhung um einen halben Punkt vornehmen. Die Wahrscheinlichkeit dafür wurde an den Terminmärkten nach Veröffentlichung der überraschend hohen Inflationsrate nun auf 50 Prozent taxiert.

Brechstange

Eine Anhebung um einen halben Punkt wäre für die US-Notenbank sehr ungewöhnlich: In der Regel belässt sie es bei einem viertel Prozentpunkt. Zuletzt hatte sie im Mai 2000 die Brechstange ausgepackt und den Schlüsselzins um einen halben Prozentpunkt auf 6,5 Prozent angehoben. Derzeit liegt der Schlüsselsatz noch in der Spanne von 0 bis 0,25 Prozent.

Mit den Inflationszahlen steige die Möglichkeit aggressiverer Zinserhöhungen, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Er rechne bis Juli mit einer Anhebung um insgesamt einen ganzen Prozentpunkt. Der Druck auf die Federal Reserve, entschlossen auf die Bremse zu treten, werde immer größer, meint Ökonom Dirk Chlench von der LBBW: "Von einem Abflauen des Preisauftriebs ist nichts zu spüren, die Teuerung steigt auf breiter Front. Den Arbeitnehmern bleibt von ihren üppigen Lohnzuwächsen in realer Rechnung nichts übrig."