Wirtschaft

Urlaubspläne: Reisen ins Ausland müssen warten

Hört man Tourismusministerin Elisabeth Köstinger zu, kommt keine große Reiselust auf.

„Wir müssen uns auf massive Einschränkungen der Reisefreiheit einstellen“, sagte sie am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Niemand könne seriöserweise sagen, wie sich die Situation weiterentwickelt. Da können wir alle noch so brav im selbst auferlegten Hausarrest verharren, letztlich sind „nicht alle Staaten im Gleichschritt mit uns unterwegs“. Soll heißen, ob sich diesen Sommer die Lage in Lignano entspannt und auf Mallorca bald wieder die Party steigt, steht noch in den Sternen. Das gilt auch für Athen, Paris oder die kroatische Insel Brac.

All jenen, die den Sommer trotzdem nicht in den eigenen vier Wänden verbringen wollen, rät die Ministerin, einen Urlaub in Österreich zu planen. Schließlich gelte es in dieser schwierigen Zeit, heimische Betriebe zu unterstützen. Nicht nur Hoteliers, auch all die Tischler, Installateure oder Elektriker, die von Aufträgen der Tourismusbranche leben.

Ein Urlaub im eigenen Land klingt für viele nicht sonderlich befremdlich. Laut Statistik hat schon bisher jeder Zweite Sommerurlaub in Österreich gemacht. Doch geht das jetzt überhaupt? Schließlich gilt aktuell ein Betretungsverbot für so gut wie alle Beherbergungsbetriebe.

Hotels sperren wieder auf

Mitte Mai soll sich das ändern, Beherbergungsbetriebe sollen schrittweise öffnen, kündigte Köstinger gestern an. Details folgen aber erst Ende April. Derzeit werde noch mit den Experten im Gesundheitsministerium evaluiert. Dabei geht es wohl auch um die Frage, wie der Ansturm aufs Frühstücksbuffet geregelt werden soll, wenn Abstandsregeln nach wie vor einzuhalten sind.

Klar ist schon jetzt, dass wohl als erstes die Selbstversorger-Appartements öffnen dürfen und in die Speiseräume der großen Hotels erst später Bewegung kommen wird. Auch wird es für Wander- und Radwege andere Corona-Verhaltensregeln geben müssen als etwa für Freibäder oder Kulturveranstaltungen. Bei all diesen Punkten heißt es derzeit noch vage: „Es wird evaluiert.“

Während Politiker zum Urlaub im eigenen Land aufrufen, werden die Reisemöglichkeiten im Ausland ohnehin immer beschränkter. Im Luftraum über Europa sind aktuell 90 Prozent weniger Flieger unterwegs als in normalen Zeiten. Das österreichische Außenministerium hat die bereits bestehenden Reisewarnungen (Stufe 6) für 24 Staaten am Mittwoch weiter ausgeweitet.

Neu dazu gekommen sind unter anderem Belgien, Portugal, Schweden, Indonesien oder Brasilien. „Wir müssen davon ausgehen, dass weitere Länder folgen“, gibt Außenminister Alexander Schallenberg in Sachen Sommerreise wenig Spielraum für überbordenden Optimismus. Schon gar nicht bei den Reiseveranstaltern.

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Verärgerte Branche

„Wir können ja nicht wie ein Friseur die Schere in die Hand nehmen und wieder anfangen zu arbeiten. Wir brauchen eine Vorlaufzeit“, poltert Josef Peterleithner, Präsident des Reiseverbands (ÖRV). Flugzeuge müssen gechartet, Hotelkontingente gebucht und Verträge ausverhandelt werden. „Ich muss ja wissen, ob eine Hotelanlage für 100 Gäste alle drei Restaurants und Pools aufsperrt oder nur ein Restaurant und einen Pool. Das alles will der Reisende bei der Buchung wissen“, so Peterleithner. Seine Branchenkollegen wünschen sich einen Stufenplan von der Politik, aus dem ersichtlich wird, in welche Richtung die Reise gehen könnte. Sprich, welche Länder als erstes wieder als Urlaubsziel in Frage kommen.

Offen bleibt auch, wie viele ausländische Touristen es diesen Sommer nach Österreich ziehen wird. Wifo-Ökonom Oliver Fritz geht in einem Worst-Case-Szenario davon aus, dass allein im Juli 80 Prozent der deutschen Gäste ausbleiben. Ein Minus, das die Österreicher nicht kompensieren können. Auch wenn die Österreich Werbung nun eilig Budget in die Werbung um den Inlandsgast umlenkt. In der vergangenen Sommersaison gingen 70 Prozent der insgesamt 79 Millionen Gästenächtigungen auf das Konto ausländischer Gäste. Und das Geldbörsel saß auch lockerer als in Coronazeiten.

60 Prozent
der Österreicher machen traditionell einen Sommerurlaub, jeder zweite davon in Österreich. Aktuell gilt in den heimischen Beherbergungsbetrieben noch ein Betretungsverbot. Ab Mitte Mai sollen die Vermieter aber schrittweise wieder öffnen dürfen

24 Staaten
Aufgrund des Coronavirus gibt es  Reisewarnungen für 24 Staaten: Frankreich, Indien, Iran, Italien, Republik Korea, Niederlande, Pakistan, Peru, Russland, San Marino, Schweiz, Senegal, Spanien, Südafrika, Ukraine, Vatikanstadt, Vereinigtes Königreich. Neu: Belgien, Portugal, Schweden, Brasilien, Indonesien, Nigeria, Philippinen

66 Prozent
der Sommerurlaube unternehmen die Österreicher traditionell mit dem eigenen Auto, rund ein Fünftel der Reisenden ist normalerweise mit dem Flugzeug unterwegs

Destinationsranking
Im Ranking der beliebtesten Sommerdestinationen  stehen die Strände Italiens normalerweise ganz oben. Gefolgt von  Kroatien, Griechenland, der Türkei und Spanien

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