Wirtschaft

Unito-Chef zur Digitalsteuer: „Dümmer geht’s nicht“

Die geplante Digitalsteuer von Finanzminister Herwig Löger zielt eigentlich auf die US-Giganten Google, Amazon oder Facebook. Treffen dürfte sie ganz andere. So fürchtet die Versandhandelsgruppe Unito (Otto, Quelle, Universal), am Ende die Zeche zahlen zu müssen. Immerhin die Hälfte ihres jährlichen Werbebudgets von 25 Mio. Euro fließt an Google. Wird jetzt eine Online-Werbeabgabe von 5 Prozent fällig, „wird Google einen Weg finden, uns das umzuhängen“, schimpft Unito-Geschäftsführer Achim Güllmann. „Da kocht mir das Blut.“

Die Regierung verstehe nicht, dass sie mit der Online-Werbeabgabe eine weitere Steuer für Händler geschaffen hat: „Dümmer geht’s nicht.“ Ein Weiterverrechnen der Abgabe an Konsumenten sei wegen des wettbewerbsintensiven Umfelds nicht möglich.

China-Packerl

Unzufrieden ist Güllmann und der zweite Geschäftsführer Harald Gutschi auch mit dem geplanten Aus der 22-Euro-Umsatzsteuer-Freigrenze für alle Paket-Lieferungen aus Drittstaaten, vor allem China (alibaba). „Dass die Freigrenze erst 2021 und nicht wie ursprünglich vorgesehen schon 2020 fällt, ist sehr enttäuschend“, sagt Gutschi. Viele Sendungen aus China seien falsch deklariert, hier handle es sich um einen „bewussten Steuerbetrug“. 200 Mio. Euro würden dem österreichischen Fiskus dadurch entgehen, ärgert sich Gutschi über den „unfairen Wettbewerb“.

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Umsatzminus

Wie in der Konzernmutter Otto-Gruppe blieb auch das Geschäft der in sechs Ländern vertretenen Unito-Gruppe im Vorjahr unter den Erwartungen. Der Brutto-Umsatz sank von 448 auf 441 Mio. Euro, wobei Österreich der Hauptmarkt ist. „Wir haben den Extremsommer zu spüren bekommen. Im September haben wir T-Shirts statt Jacken verkauft“, erläutert Gutschi. Heuer soll vor allem die Marke Otto forciert werden, für den Herbst ist der Markteintritt in der Schweiz geplant.

Mieten statt kaufen

Für Wachstum soll auch das im März gestartete Mietservice von Elektronikartikeln sorgen. In Deutschland werden vor allem Drohnen, TV-Geräte und Smartphones gemietet statt gekauft. Die Zielgruppe sei hier jünger als beim Versandhandel, so Gutschi. Im stationären Bereich kann er sich Pop-up-Stores (temporäre Geschäfte) vorstellen.

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Kein Hauptkatalog mehr

Wer lieber in Versand-Katalogen blättert als im Web nach Ware Ausschau zu halten, hat es künftig schwerer. Der Otto-Hauptkatalog wurde wie berichtet eingestellt. "Eine 70-jährige Ära ging zu Ende", so Gutschi. Zuletzt machte das Katalog-Geschäft nur noch 7 Prozent des Umsatzes aus, Ziel sei ein Anteil von maximal 3 Prozent. Statt des Hauptkataloges werden aber weiterhin 60- bis 80-seitige Spezialkataloge zu bestimmten Themen verschickt. Ein Vorteil von Online sei, dass es wegen der mannigfaltigen Darstellung eines Produktes zu weniger Retouren komme, erläutert der Unito-Chef. "Wir sind unter die 35-Prozent-Marke gerutscht".

Post-DHL-Deal

Die geplante Übernahme des Paketgeschäfts von DHL durch die Post sieht Güllmann mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Die Post sei im Weihnachtsgeschäft bereits an ihr Limit gekommen, daher sei es eine gute Sache. Auf der anderen Seite falle nun Wettbewerb weg, was weniger zu begrüßen sei. Unito kooperiert derzeit mit der Post über Hermes. Die Post will im Laufe des Jahres 2020 den Großteil des Zustellgeschäftes der deutschen DHL in Österreich samt Mitarbeitern und einem Großteil der Logistik-Standorte übernehmen. DHL gehört zur Deutsche Post AG.

 

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