Wirtschaft

Uni-Professor: "Politik hat sich mit dem Pfusch abgefunden"

Bei Reparaturen an Autos, beim Bau von Häusern, bei Gartenarbeiten oder bei der Nachhilfe für die Kinder – 43 Prozent der Österreicher haben schon einmal einen Pfuscher engagiert, der sein Einkommen aufbessert. Heuer wird Schwarzarbeit 7,1 Prozent der österreichischen Wirtschaftsleistung, sprich des Bruttoinlandsproduktes (BIP), ausmachen.

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Unter dem Strich macht das rund 19,3 Milliarden Euro aus. Dem Staat entgehen dabei bis zu 3,5 Milliarden Euro an Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen. Zugleich kommt es durch die Schwarzarbeit zu mehr Unfällen, das Nachsehen haben die Krankenversicherungen.

Der Pfusch wird aber nach wie vor als eine Art Selbsthilfe angesehen.

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"Die Österreicher akzeptieren den Pfusch immer öfter und sie sehen darin nichts Schlechtes. 60 Prozent halten ihn bloß für ein Kavaliersdelikt", sagt Professor Friedrich Schneider von der Johannes-Kepler-Universität (JKU) in Linz zum KURIER. "Sie sagen auch, der Staat ist selber schuld, weil die Steuerbelastung zu hoch ist."

Der Ökonom hat im August beim Market-Institut eine repräsentative Umfrage in Auftrag gegeben. Das Resultat ist eine Ohrfeige für die heimische Politik. So gaben 70 Prozent der Befragten an, dass "man sich ohne Pfuscher heute vieles nicht mehr leisten kann". 30 Prozent räumten ein, dass sie auch selbst "schwarz" arbeiten. Nur fünf Prozent sind der Ansicht, Pfuscher gehören bei den Behörden angezeigt.

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Vier Ratschläge

Indes empfiehlt Schneider der Regierung, Firmen, die schwarz arbeiten, bis zu fünf Jahre lang von öffentlichen Auftragsvergaben auszuschließen. Außerdem sollten der Handwerkerbonus fortgesetzt, die Mehrwertsteuer reduziert und die Lohnnebenkosten gesenkt werden.

"Arbeit muss einfach billiger werden", sagt Schneider. "Die Politik hat sich offenbar mit dem Pfusch abgefunden." Zwar werde jetzt im Wahlkampf viel versprochen, aber nach der Wahl sei das wieder vergessen.

Die Schwarzarbeit hat aber auch eine "positive" Seite. Zwei Drittel der "schwarzen Einnahmen" fließen wieder in den Konsum bzw. in die offizielle Wirtschaft. Vor allem die Baumärkte profitieren von der "Nachbarschaftshilfe". Laut Schneider gäbe es ohne Pfusch viele Einfamilienhäuser und Eigenheime nicht.