Wirtschaft

Banken-Stresstest: Hart für Kleine, lax für Große

Am 4. November übernimmt die Europäische Zentralbank (EZB) die Aufsicht über 120 große Bankengruppen im Euroraum. Damit keine Leichen im Keller versteckt sind, wurden seit Monaten eine gigantische Bilanzprüfung und ein Stresstest vorbereitet. Ende Oktober soll das Ergebnis öffentlich werden.

"Ja, es werden Banken durchfallen", sagte Andrea Enria, Chef der gesamteuropäischen Bankenaufsicht EBA in London, am Dienstag vor Journalisten. "Das ist aber nicht der Punkt." Viel wichtiger sei, wie sich Europas Banken im Vorfeld gerüstet haben. Seit Ausbruch der Krise hätten diese ihr Kapital um 300 Milliarden Euro aufgepolstert, sagte Klaus Kumpfmüller, Vorstand der Finanzmarktaufsicht (FMA).

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Die Aufsicht müsse viel differenzierter denken, als ein Stresstest nach außen zeige, betonte auch EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger bei der FMA-Konferenz in Wien. Das Ziel der zentralen Aufsicht sei keineswegs, dass am Ende einige wenige Großbanken übrig bleiben. Im Gegenteil. Die Deutsche wünscht sich "ausreichend, aber nicht zu viele Banken" mit vielfältigen Geschäftsmodellen.

EBA in Finanznöten

Im Stresstest sei diese Balance aber schwierig. Dort müssen alle dieselbe Quote erfüllen. Dabei gebe es Banken, deren Geschäftsmodell gar keine 8 Prozent Kernkapital erfordern würde – etwa kleinere Institute mit Mittelstandskunden oder Retailbanken. Andere Institute, die stark im Investmentbanking vertreten sind, würden hingegen mehr als 8 Prozent brauchen, so Lautenschläger.

Die Stresstest-Ergebnisse erwarten "nicht nur ich, sondern auch einige von Ihnen mit gemischten Gefühlen", sagte Finanzminister Hans Jörg Schelling zu den Managern im Publikum. Banken müssten geordnet und möglichst ohne Geld des Steuerzahlers aus dem Markt ausscheiden können. Für die nationale Aufsicht will er über eine "Optimierung" nachdenken, wenn Aufgaben zur EZB nach Frankfurt abwandern. Dass die FMA die Abwicklungsbehörde sein werde, stehe aber schon fest.

Gegen akute Finanznöte kämpft EBA-Chef Enria. Er würde 37 Mio. Euro brauchen, die EU gesteht ihm nur 30 Mio. zu. "Das wäre okay, wenn wir weniger Aufgaben hätten", so der Italiener. Er schäme sich manchmal fast dafür, wie die 111 Mitarbeiter in London zusammengepfercht seien.