86 Prozent der Österreicher sorgen finanziell vor
Was die Zukunft bringt, weiß naturgemäß niemand. Schnell kann das Schicksal zuschlagen und Herausforderungen mit sich bringen, die die Betroffenen unter anderem finanziell überfordern. Mit entsprechenden Vorsorgemaßnahmen kann dem entgegengesteuert werden. Auch die große Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher sieht dies offenbar so, schenkt man einer Umfrage von marketmind im Auftrag der Allianz Österreich Glauben.
Laut der repräsentativen Befragung von 2.000 Personen sorgen 86 Prozent für sich selbst oder andere vor. Primär durch Sparen bzw. Veranlagen (78 Prozent), eine private Krankenversicherung (43 Prozent) oder eine Pensionsvorsorge (41 Prozent).
69 Prozent sorgen demnach für sich selbst vor, 57 Prozent (auch) für nahestehende Menschen. „Vor allem den eigenen Nachwuchs wollen 61 Prozent der Eltern gut abgesichert wissen und investieren hier oft mehr in die Zukunft ihrer Kinder als in ihre eigene“, sagt Allianz-Österreich-Chef Rémi Vrignaud. Vor allem bei Geringverdienern und Alleinerziehenden sei das der Fall. Unter den Personen mit einem monatlichen Haushaltseinkommen von unter 1.000 Euro sorgen 50 Prozent für sich selbst vor, während 63 Prozent für ihre Kinder vorsorgen. Bei den Alleinerziehern machen 73 Prozent etwas für die finanzielle Absicherung ihrer Kinder, aber nur 53 Prozent für sich selbst.
Als wichtigste Vorsorgemaßnahme sehen die Befragten die Absicherung für schlechte Zeiten. So ist es für mehr als drei Viertel wichtig, über einen finanziellen Polster oder ungeplante größere Ausgaben zu verfügen (siehe Grafik).
Traditionelle Rollen
Es zeigt sich, dass Frauen Vorsorge etwas wichtiger ist als Männern. Einen Unterschied gibt es bei der Absicherung des Partners bzw. der Partnerin. Hier sehen sich Männer deutlich stärker in der Verantwortung als Frauen (67 zu 58 Prozent). Vrignaud erklärt dies mit den traditionellen Rollenbildern und Einkommensverhältnissen.
Ein weiteres, relevantes Ergebnis: Nur 33 Prozent sehen sich durch die staatliche Vorsorge sehr gut bis gut abgesichert. Bei der privaten Vorsorge sind es 50 Prozent. Vor allem Frauen und Jüngere hätten wenig Vertrauen in die staatliche Absicherung.
Vrignaud übt in dem Zusammenhang Kritik am heimischen staatlichen Pensionssystem. „Es ist teuer und die Ausgaben steigen weiter. Sie machen 14 Prozent der Wirtschaftsleistung aus.“ In Dänemark seien es nur elf Prozent und die Ausgaben würden sinken. Dort werde mehr auf die demografische Entwicklung Rücksicht genommen.
Problematisch ist auch, dass es der Umfrage zufolge bei einem Großteil der Bevölkerung nach Selbsteinschätzung große Wissenslücken in Vorsorgefragen gibt. Männer verfügen über einen höheren Wissensstand als Frauen, mit steigendem Alter nimmt der Informationsgrad zu. „Wissenslücken in Finanzfragen können einen durchschnittlichen Haushalt jährlich um bis zu 2.690 Euro ärmer machen“, zitiert Vrignaud eine Studie.
Forderungen
Er sieht dies auch als Auftrag an die Versicherungsindustrie, mehr für die Aufklärung über die richtige Vorsorge zu tun. Auch wünscht er sich mehr Frauen im Vertrieb. Weiters fordert er steuerliche Anreize für private Vorsorge wie etwa die Halbierung der Versicherungssteuer auf 2 Prozent für nachhaltig gestaltete Produkte.
Und bei der betrieblichen Altersvorsorge sollte der Abschreibungsbetrag von derzeit 300 auf 1.200 Euro erhöht werden. „Er wurde seit 1975 nicht mehr an die Inflation angepasst.“