Wirtschaft

Türkei-Krise zieht Kreise: Große Schwellenländer unter Druck

Die Talfahrt großer Schwellenländer-Währungen hat sich am Donnerstag beschleunigt. „Es gibt Ansteckungseffekte“, sagte Volker Treier vom deutschen Industrieverband DIHK zu Reuters: Die Probleme der Türkei und Argentiniens strahlten auf andere Länder aus. Er sei zunehmend besorgt, wenngleich die Situation für die deutsche Wirtschaft beherrschbar sei.

Argentiniens Peso rutschte am Donnerstag zeitweise über sieben Prozent ab. Das ist der stärkste Tageseinbruch seit 2015. Im gesamten heurigen Jahr hat der Peso bereits 45 Prozent an Wert zum US-Dollar eingebüßt; etwa gleich viel wie die türkische Lira. Die Notenbank in Buenos Aires hob den Leitzins von 45 auf spektakuläre 60 (!) Prozent an. Präsident Mauricio Macri bat den IWF, zugesagte Finanzhilfen von 50 Mrd. Dollar rascher auszuzahlen. Südafrikas Rand verlor stark an Wert, Indiens Rupie rutschte gar auf ein Rekordtief.

Die Turbulenzen haben mehrere Gründe:

Hausgemacht

Die Türkei würde dringend höhere Zinsen brauchen, um den Währungsverfall zu stoppen. Das verhindert aber Präsident Erdoğan. Der Staat forciert unsinnige Monsterprojekte, viele Firmen sind hoch verschuldet. In Buenos Aires bringt Macri die Hyperinflation von 30 Prozent nicht unter Kontrolle. Das Land hat 200 Mrd. Dollar Auslandsschulden, eine Rezession droht. In Brasilien sorgen Korruption und das Chaos vor Präsidentschaftswahlen im Oktober für Nervosität.

Außenpolitik

Die wirtschaftlichen Sanktionen der USA gegen die Türkei wegen eines dort inhaftierten amerikanischen Pastors haben die ökonomische Krise am Bosporus weiter verschärft.

Zinsen und Geldpolitik

Steigende Zinsen in den USA machen es für Investoren attraktiver, dort Geld im Dollar anzulegen. Diese ziehen deshalb vermehrt Kapital aus den Schwellenländern ab, was die lokalen Währungen unter Druck bringt.

Flucht in Sicherheit

Die Währungstalfahrt macht es für Schwellenländer schwieriger, ihre Auslandsschulden zu begleichen. Die Angst vor Pleiten steigt. Da vertrauen Anleger eher auf „sichere Häfen“ wie Dollar oder Schweizer Franken: ein Teufelskreis.