TTIP-Enthüllung: Wikileaks lockt mit 100.000 Euro
100.000 Euro für Europas angeblich bestgehütetes Geheimnis - Wikileaks-Gründer Julian Assange sorgt wieder einmal für Aussehen. Mit einer Crowdsourcing-Kampagne will er den Betrag aufstellen, der Whistleblower dazu animieren soll, als geheim eingestufte Dokumente aus den Verhandlungen zu TTIP, dem geplanten Freihandels- und Investitionsabkommen zwischen den USA und der EU, an die Öffentlichkeit zu spielen.
"Monströser Handelspakt"
Namhafte Promis hat Assange bereits auf seine Seite gebracht, um den "monströsen Handelspakt" offenzulegen. Zu den ersten Unterstützern der Kampagne zählen der griechische Ex-Finanzminister Yanis Varoufakis, Designerin Vivienne Westwood, Ex-Monty-Python und Regisseur Terry Gilliam und der Philosoph Slavoj Zizek.
Mit seiner Antwort an Varoufakis bewies das Twitter-Team der EU-Kommission Sinn für Humor: "Wir haben die TTIP-Dokumente bereits auf unserer Webseite veröffentlicht. Wo dürfen wir den Wikileaks-Preis abholen?" twitterten sie als Reaktion:
Wie bei TPP und TISA
Zuvor hatte Wikileaks bereits dazu aufgerufen, die Texte anderer großer Handelsabkommen - des Transpacific Partnership (TPP) zwischen den USA und Pazifikstaaten sowie des geplanten Dienstleistungsabkommens Trade in Services Agreement (TiSA) - zu leaken.
Tatsächlich hat die Plattform dann auch Teile von Verhandlungsdokumenten veröffentlicht - deren Informationsgehalt und Stellenwert ist allerdings fraglich. Nicht immer ist nämlich klar, ob es sich um Verhandlungspositionen, Textentwürfe oder akkordierte Passagen handelt. Für einen Laien ist der Großteil der Texte ohnedies praktisch unlesbar.
"Belagerung des griechischen Volkes"
"Die Geheimniskrämerei rund um TTIP wirft einen Schatten auf die Zukunft von Europas Demokratie", erklärt hingegen Assange. "Unter diesem Mantel laufen Spezialinteressen zur Hochform auf, ganz ähnlich, wie wir es jüngst bei der finanziellen Belagerung des griechischen Volkes erlebt haben." TTIP beeinflusse das Leben jedes einzelnen Europäers und ziehe Europa in einen langfristigen Konflikt mit Asien, ist Assange überzeugt. "Es ist an der Zeit, die Geheimniskrämerei zu beenden."