Wirtschaft

Traumschiff MS Deutschland in Schieflage

Sie ist 175 Meter lang, 23 Meter breit, hat 293 Passagierkabinen, drei Restaurants, vier Bars und zwei Swimmingpools – die MS Deutschland, der Luxus-Kreuzer der deutschen Fernsehunterhaltung („Das Traumschiff“) ist in schwere See geraten – zumindest finanziell.

„Die MS Deutschland BeteiligungsgesellschaftmbH befindet sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten“, heißt es dazu von der deutschen Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger SdK. Zur finanziellen Sanierung der Gesellschaft sollen vor allem die Anleihegläubiger beitragen. Sie müssen um ihr Investment bangen.

6,875 Prozent Zinsen

Denn: Die Betreibergesellschaft hat im Jahr 2012 die Mittelstandsanleihe MS Deutschland (WKN: A1RE7V) ausgegeben. Laufzeit: bis 2017. Das Emissionsvolumen betrug 60 Millionen Euro. Der jährliche Zinssatz (Kupon) 6,875 Prozent. Am 18. Dezember wäre die nächste Zinszahlung fällig.

„Ob diese Vorgaben erfüllt werden können, scheint angesichts der momentanen Entwicklung zumindest fraglich“, teilt Joachim Cäsar-Preller, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht in Wiesbaden, in einer Anlegerinformation mit. Das Geld der Anleger soll unter anderem dazu verwendet worden sein, alte Schulden zu bedienen.

Gläubigerversammlung

Für 8. Oktober hat die MS Deutschland BeteiligungsgesellschaftmbH eine Versammlung der Anleihegläubiger in Frankfurt anberaumt. Auf dieser Versammlung sollen die Anleger darüber informiert werden, wie tief ihr investment unter Wasser ist. Außderdem soll Günther Beckstein, der ehemalige bayerische Ministerpräsident, zum gemeinsamen Vertreter der Anleihegläubiger gewählt werden. Kapitalmarktexperten bezweifeln, dass Beckstein die nötige Fachkenntnis für diese Funktion hat. Jedenfalls müssen sich die Anleihezeichner auf finanzielle Einschnitte gefasst machen. „Die Anleihegläubiger soll die am 18. Dezember 2014 fälligen Zinszahlungen bis zum 30. Juni 2015 stunden und auf eventuell gegebene Kündigungsrechte verzichten“, so die SdK-Anlegerschützer.

Gegen Zins-Stundung

„Aus Sicht der SdK ist zu erwarten, dass die Anleiheinhaber im weiteren Verlauf der Sanierung zu finanziellen Zugeständnissen, wie etwa zu einem (endgültigen) Verzicht auf Zinsen, oder einem teilweisen Verzicht auf Rückzahlung, aufgefordert werden“, so die Anlegerschützer weiter. „Die SdK hält eine Stundung der Zinsansprüche für nicht angemessen, da die Zinszahlung vom ehemaligen Mehrheitsgesellschafter, der Aurelius AG, garantiert wurde, und keine Zweifel an der Wirksamkeit der Garantie und an der Bonität der Garantin bestehen.“

Neuer Eigentümer

Im Jänner 2014 verkaufte der Münchner Aurelius-Konzern seine Mehrheitsbeteiligung an der MS Deutschland Holding und damit an der MS Deutschland BeteiligungsgesellschaftmbH, dazu gehören die Reederei Peter Deilmann und das Kreuzfahrtschiff MS Deutschland, an die Unternehmensgruppe Callista Private Equity.