Tourismus zieht an: Mehr Deutsche als im Juli 2020
Seit der Öffnung der Hotels und Pensionen zu Pfingsten ist zusehends Schwung in den heimischen Tourismus gekommen - mit seinem bisherigen Höhepunkt im Juli. Die Nächtigungen erreichten das Niveau des Vorjahresmonats, das bereits von der Coronapandemie beeinträchtigt war, wie die Oesterreichische Nationalbank anhand von Zahlungskartenumsätzen schließt. Das ist aber immer noch um fast ein Fünftel weniger als vor der Krise - im Vergleich zum Juli 2019 fehlen 17 Prozent.
Nach dem Auslaufen des fast sieben Monate langen Lockdowns Ende Mai, der mit einem behördlichen Betretungsverbot aller Beherbergungsbetriebe für Urlauber einherging, sei bereits im Juni "eine deutliche Zunahme der Umsätze" verzeichnet worden. Im Juli habe sich dieser Trend weiter verstärkt, teilte die OeNB am Freitag mit.
Pandemiebedingt verschob sich allerdings die Gästestruktur - infolge von internationalen Reisebeschränkungen und Quarantänevorschriften kamen auch heuer wieder mehr Urlauber aus Österreich und weniger Touristen aus dem Ausland als vor der Krise: So legten die auf Basis der Umsätze geschätzten Nächtigungen inländischer Gäste im Juli 2021 gegenüber dem Vergleichsmonat 2019 um 17 Prozent zu, während jene der ausländischen um 29 Prozent einbrachen. Im Vergleich zum Juli im ersten Krisenjahr 2020 sei die Zahl der Nächtigungen in- und ausländischer Gäste "weitgehend unverändert" geblieben.
Der kürzlich verzeichnete Anstiege der Infektionszahlen in vielen Staaten Europas und den USA zeigten, "dass die Pandemie noch nicht beendet ist", betonte die Nationalbank. Gerade der Tourismus sei ein Wirtschaftsbereich, der "die negativen Auswirkungen unmittelbar zu spüren bekommt", sei es über Reisewarnungen, erneute Angebotseinschränkungen oder auch nur durch eine größere Vorsicht der Reisenden.
Die aktuellen Zahlungskartenumsätze zeigten aber, "dass im Juli das Interesse ausländischer Gäste an Urlauben in Österreich sehr hoch war". Die Ausgaben deutscher, ungarischer und polnischer Touristen überstiegen die Vorjahreswerte deutlich. Ein Ausgabenrückgang im Vergleich zum ersten Coronajahr 2020 wurde hingegen bei Touristen aus der Schweiz verzeichnet.
Im Juli des Vorjahres, wenige Monate nach Beginn der Krise, blieben viele ausländische Gäste Österreich fern. Nun kommen sie allmählich zurück. Heuer im Juli seien die Zahlungskartenumsätze ausländischer Urlauber im Jahresabstand in Summe um 15 Prozent gestiegen - damit lagen sie aber noch um mehr als 20 Prozent unter dem Niveau vor der Krise, im Juli 2019. "Die Rückgänge wurden zuletzt aber von Woche zu Woche geringer", ortet die OeNB eine zunehmende Erholung.
Massive Zuwächse gab es dafür bei Zahlungskartenumsätzen inländischer Gäste - hier überstiegen die Ausgaben via Zahlungskarten sogar das Vorkrisenniveau vom Juli 2019 um mehr als 50 Prozent. Und das obwohl es auch die Österreicher heuer im Juli verstärkt ins Ausland zog, also weniger im eigenen Land urlaubten als vergangenes Jahr.
Aufgrund von coronabedingten Verschiebungen zwischen baren und unbaren Zahlungsmitteln ließen sich Zahlungskartenumsätze aber nicht unmittelbar auf Nächtigungszahlen übertragen, räumte die Nationalbank ein. Insbesondere inländische Gäste verwendeten die Karten deutlich häufiger als vor Ausbruch der Covid-19-Krise.
Vor diesem Hintergrund schätzt die OeNB, dass die Gesamtzahl der Nächtigungen im Juli auf dem Niveau von Juli 2020 lag, was mit einem Rückgang um 17 Prozent im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 korrespondiere.