Wirtschaft

Tesla-Aktie auf Jahrestief: "Musk soll sich aufs Wesentliche konzentrieren"

Schon seit Jahren bewegt sich die Aktie von Tesla stark zwischen den Extremen. Nach einem Aufwärtstrend stürzt die Aktie nach unten. Zeitweise fiel der Kurs gestern um neun Prozent und erreichte mit 202 Dollar den tiefsten Stand seit 16 Monaten. Seit dem Allzeithoch im November 2021 hat sich der Kurs mehr als halbiert. Der Grund sind die enttäuschenden Zahlen des dritten Quartals – Sechs Analysten haben dem Finanzdienst Refinitiv zufolge ihr Kursziel gesenkt, wie das "Handelsblatt" berichtet.

Das Analysehaus Wedbush Securities senkte ihr Kursziel um 60 Dollar auf 300 Dollar. "Das bullishe Narrativ kommt eindeutig in eine schwierige Phase. Tesla muss der Börse nun beweisen, dass eine Vielzahl von logistischen Problemen die robuste Wachstumsstory stört und nicht eine nachlassende Nachfrage", sagt Wedbush-Analyst Daniel Ives.

Im dritten Quartal hat Tesla seinen Umsatz zwar auf 21,5 Milliarden Dollar gesteigert, Analysten rechneten aber im Schnitt mit einem Anstieg auf 22 Milliarden Dollar. Zudem ist die Bruttomarge gesunken. Das Unternehmen erwartet, dass es sein Auslieferungsziel in diesem Jahr verfehlen wird.

Kluft zwischen Bewertung und Realität

Das geringe Wachstum stellt die hohe Bewertung in Frage, sagt CMC Markets Analyst Konstantin Oldenburger. "Das Gewinnwachstum von 200 Prozent im Jahr 2021 war nicht nachhaltig. Aber die Markteuphorie bewertete die Aktie so, als ob sie es wäre." Auch die Analysten von JP Morgan reihen sich in die kritischen Reihen ein: "Wir sehen weiterhin Risiken für die Prognose von mindestens 50 Prozent jährlichem Volumenwachstum im Laufe der Zeit, unter anderem angesichts höherer Preise, höherer Zinsen, Verbrauchern mit Geldsorgen und des Mangels an neuen Modellen."

Derzeit wird mehr als der 50-fache Nettogewinn für das laufende Jahr erwartet. Bei anderen Herstellern wie VW oder Toyota liegt der Wert im einstelligen Bereich, schreibt das "Handelsblatt". Das setzt laut Oldenburger unter Druck: "Tesla-Chef Elon Musk muss die von ihm versprochenen Zahlen und Innovationen liefern, da bei der immer noch hohen Bewertung von Tesla die Toleranz der Investoren gegenüber Fehlern gering ist."

Zweifel am Zeitplan für selbstfahrende Autos

Schon länger stellt Tesla auch selbstfahrende Autos in Aussicht. Für die Analysen von Wells Fargo ein Treiber der Tesla-Rally. Sie zweifeln am Zeitplan. Und dann ist da noch Twitter. "In dieser herausfordernden Zeit wollen die Investoren, dass Musk sich auf das Wesentliche konzentriert und nicht soziale Netzwerke kauft und Raketen startet", erklärt Analyst Josh Gilbert vom Onlinebroker Etoro.

Aus dem Kursmuster der vergangenen Jahre versucht die technische Analyse Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. Durch das neue Jahrestief deute sich eine Trendwendeformation an, die zu weiteren Kursverlusten führen könnte, heißt es.

Dennoch halten die aktuellen Probleme auch viele für beherrschbar. Zum Beispiel glauben die Experten von Morningstart, dass Tesla seine durchschnittlichen Verkaufspreise in den kommenden Quartalen erhöhen kann: "Das Unternehmen wird in der Lage sein, die Produktionskosten pro Einheit zu senken und gleichzeitig die Zusatzdienstleistungen wie Software für autonomes Fahren und Versicherungsabonnements auszubauen, was zu einer Verbesserung der Marge führt."

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