Sparzinsen bleiben länger im Keller
Anleger haben es dieser Tage nicht einfach: Den Aktienbörsen will man trotz der starken Kursgewinne im Jänner noch nicht so recht über den Weg trauen, sichere Staatsanleihen sind im Zuge der Schuldenkrise ins Gerede gekommen, und jetzt wird auch noch die Bausparprämie um die Hälfte gekürzt. Bleibt also noch das gute alte Sparbuch.
Das ist zwar aufgrund der Einlagensicherung von 100.000 Euro je Bank und Sparer noch am sichersten, doch Gewinne oder auch nur Werterhalt bietet es nicht. „Derzeit macht man mit Sparbüchern Verlust. Die Realverzinsung ist seit Beginn des Vorjahres unabhängig von der Bindung negativ“, heißt es seitens der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB).
So betrug im Dezember der durchschnittliche Zinssatz bei Spareinlagen von bis zu einem Jahr 1,89 Prozent. Die Inflation machte 3,2 Prozent aus. Abgezogen wird auch noch die Kapitalertragssteuer (25 Prozent). Da bleibt selbst bei Topangeboten (3,875 Prozent pro Jahr für drei Jahre Bindung) unterm Strich weniger übrig.
Zentralbank
Eine Besserung der Situation ist laut Günther Rausch, Leiter des Produktmanagements für Privatkunden bei der Erste Bank, so schnell nicht in Sicht. „Mit einer sinkenden Inflation ist erst gegen Jahresende zu rechnen.“ Jedoch könnten auch die Sparzinsen im Laufe des Jahres noch weiter gekürzt werden. Denn die Spar- und auch Kreditzinsen, die Banken verrechnen, sind in der Regel an die Leitzinsentwicklung im Euroraum gekoppelt. Hier könnte die EZB Rausch zufolge zur Stützung der Konjunktur heuer noch weitere Senkungen durchführen.
Er beruhigt jedoch: „Auch in der Vergangenheit hat es Phasen gegeben, in denen Sparbücher an Wert verloren haben.“ Sie seien aber auch nie dazu geeignet gewesen, um von den Erträgen reich zu werden. „Liegt das Geld zu Hause, verliert es noch mehr an Wert, und obendrein ist es unsicher.“
Er empfiehlt, Gelder für kurzfristige Verwendungszwecke täglich fällig zu parken. Das ermöglicht jederzeit den Zugriff. Sparbücher mit Bindung werden in Österreich für Zeiträume bis zu acht Jahren angeboten. Wer vor Laufzeitende Geld abhebt, bezahlt „Strafzinsen“.
Solch lange Bindungen zahlen sich momentan nicht aus. Für acht Jahre erhalten Sparer nicht mehr als für drei Jahre. Das liegt am internationalen Kapitalmarkt, der derzeit keinen Bedarf nach solch langen Bindungen hat.
Peter Czapek, Leiter des Privatkundengeschäfts der Bank Austria, sieht derzeit eine „extrem hohe Nachfrage nach zweijährigen Bindungen“. Dies mache auch Sinn. Denn bis 2014 sollten die Zinsen wieder beginnen sich nach oben zu bewegen. Dann seien die gebundenen Gelder wieder verfügbar.
Direktbanken
Bessere Konditionen können zum einen durch Verhandeln herausgeholt werden. Zum anderen werden sie oft von Direktbanken geboten. Der heimische Marktführer, die ING DiBa, konnte im Vorjahr ihre Kundenzahl um 50.000 auf 490.000 steigern. Chef Roel Huisman fordert die Bankkunden auf, noch mehr zu vergleichen. „Ein Durchschnittszinssatz von 0,8 Prozent für täglich fällige Einlagen ist ein Hinweis dafür, dass zu viele Sparer noch immer zu geringe Zinsen bekommen.“ Hochgerechnet am Beispiel des Zinssatzes der ING DiBa (1,8 Prozent pro Jahr für täglich fällig) ergeben laut Huisman „fast 600 Millionen Euro an potenziellem Zinsertrag, der jährlich liegen gelassen wird“.
Wenn das Sparschwein online geht
Auch etablierte Banken entdecken zunehmend das Internet für attraktive Sparangebote. So bietet Raiffeisen in Wien ab 16. bis 24. Februar für bestehende Kunden des hauseigenen Internetbanking ELBA 3,15 Prozent jährlich für drei Jahre Bindung. Zudem gibt es im genannten Zeitraum in den Filialen ein Vermögenssparbuch mit 3,0 Prozent per annum mit der Laufzeit von 30 Monaten.
Die Bank Austria bietet als Alternative zu herkömmlichen Sparbüchern eine neue „ErfolgsAnleihe“. Diese Fix-Floater-Anleihe 2012–2015 Serie 40 hat eine Laufzeit von 3,5 Jahren und bietet Kapitalsicherheit, wenn sie bis zum Laufzeitende gehalten wird. Der Kupon wird vierteljährlich ausbezahlt, wobei die Startzinsen für das erste Jahr 4,0 Prozent
betragen. Ab dem zweiten Jahr beträgt die Mindestverzinsung 3,0 Prozent per annum, die Maximalverzinsung 5,0 Prozent.
Die Bawag/PSK hat bis Ende Februar ihre Aktion „Prosit Neuspar“ verlängert. Je nach Sparprodukt werden bis zu 0,65 Prozent höhere Zinsen geboten.
Die LiveBank, die Onlinebank des Volksbankensektors, offeriert seit 1. Februar 2,65 Prozent per annum für neun Monate Bindung und 2,75 Prozent für ein Jahr Bindung. Aber auch bei Direktbanken ist Vorsicht geboten. So gibt es bei Generali Bank und Denizbank Verrechnungskonten für auslaufende Termingelder und normale Überweisungen. Guthaben werden nur mit 0,125 bzw. 0,5 Prozent im Jahr verzinst.
Bei der ING DiBa gibt es das nicht. Jedoch ist ein sogenanntes Referenzkonto bei einer anderen Bank nötig.
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