Wirtschaft

Soravias suchen neue Geldquellen

Kaum ein heimisches Unternehmen hat sich so offensiv nach Osteuropa gewagt wie die Wiener Immobilienentwickler Soravia. Nach vielen guten Jahren sorgt nun die anhaltende Schwäche auf den dortigen Immobilienmärkten für Kopfschmerzen bei den Gründern Hanno und Erwin Soravia.

"In Osteuropa sind Verkäufe zu vernünftigen Parametern zurzeit nicht möglich", meint Erwin Soravia. Fonds würden aufgrund der angespannten Finanzierungssituation derzeit sehr zurückhaltend sein. Eine Erholung erwartet man 2014.

Wird nun das Geld knapp? In der Immobilienbranche heißt es, Soravia benötige frische Liquidität. Der Kreditschutzverband von 1870 spricht von "ausschließlicher Fremdfinanzierung".

Verkauf in Bratislava

Der Verkauf eines 25.000 großen Bauteils des Shopping Center Palace in Bratislava an XXXLutz soll nun frisches Geld in die Kassen spülen. "Wir verhandeln", bestätigt Hanno Soravia den kolportierten Verkaufswunsch.

Noch würden rechtliche Voraussetzungen fehlen, daher werde Lutz erst anmieten und erhalte eine Kaufoption. Ende Juli sollen die Gespräche aber abgeschlossen sein.

Zu Berichten, der Verkauf erfolge weit unter Marktwert, meint Soravia, kurzfristig wären die Erlöse tatsächlich niedriger als auf dem Markt, aber man hole das durch neue Mieter wieder auf.

Generelle Finanzprobleme bestreiten die Soravia-Brüder aber: Die tiefrote Bilanz (Verlust von 15,6 Mio. Euro, negatives Eigenkapital), den die Holding "Soravia Group AG" 2010 laut Firmenbuch aufwies, sei "unkonsolidiert" – wesentliche Ertragsteile würden fehlen. Unstrittig ist, dass der Fortbestand der Ost-Immo-Tocher Soravia Real Estate Development laut Bilanz "mit Unsicherheiten behaftet" ist. Die Tochter wurde zur Gänze abgeschrieben.

Laut Erwin Soravia hätte die Gruppe 2010 unterm Strich – statt der 15,6 – nur einen Verlust von 8,8 Mio. Euro erlitten. "2011 hat sich das operative Ergebnis im Osten stabilisiert und durch das Österreich-Geschäft konnte ein solides Wachstum erreicht werden." Die Gruppe sei also "erfolgreich restrukturiert".

Neuer Osteuropa-Fonds

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Ganz trocken ist das neue Fundament aber noch nicht, neue Geldquellen müssen angezapft werden. So soll ein Osteuropa-Fonds den Stau in der Verkaufs-Pipeline lösen.

"Wir bringen einen Osteuropa-Fonds nach luxemburgischem Recht heraus, in dem fünf Projekte drinnen sind", erklärt Erwin Soravia. Der Fonds namens SICAV Fonds CEE Urban Red soll 100 Millionen Euro schwer sein, das Closing soll Ende September stattfinden. Mit an Bord: Weltbank-Tochter IFC und die Europäische Entwicklungsbank.

Danube Flats

Auch in Österreich wollen die Soravia-Brüder wohlhabende Anleger per Anleihe anzapfen: "In Wien reißen wir mit unserem Partner S+B das Cineplexx auf der Donauplatte ab und wollen ein Wohnprojekt mit bis zu 35.000 umsetzen", so Erwin Soravia. Arbeitstitel: Danube Flats. Der Architekturwettbewerb läuft gerade, ein Café und ein Floß im Wasser sollen die Gegend beleben. Das Volumen beziffert Soravia mit 95 Mio. Euro: "Das soll unter anderem über eine Anleihe finanziert werden."

Und auch eine zweite Anleihe wollen die umtriebigen Brüder auflegen: Zu drei bestehenden Wasserkraftwerken soll ein viertes in NÖ kommen. Hier soll es ein Bürgerbeteiligungsmodell geben (Volumen: 25 Mio. Euro). In Summe wollen die Soravias heuer zwischen 230 und 270 Mio. Euro in Baumaßnahmen investieren – wenn alles klappt.

Soravia: Zwei Chefs, 1300 Mitarbeiter

Die Soravia-Gruppe wurde 1989 von den Brüdern Hanno und Erwin Soravia gegründet. In den Unter nehmen der Gruppe sind 1300 Mitarbeiter beschäftigt. Seit 1992 ist man im Immobiliengeschäft in Osteuropa tätig, das mit der Krise kräftig einbrach. Weiterhin rentabel sind die Beteiligung am Dorotheum Wien, der Linzer Finanzgruppe IFA oder dem Außenwerber Megaboard.