Signa-Konkurs vorerst abgewendet: Gläubiger stimmten Sanierungsplänen zu
In der größten Pleite der österreichischen Wirtschaftsgeschichte wurden am Montag die wichtigsten Weichen gestellt.
Bei der Signa Prime, bei der 12,8 Milliarden Euro Forderungen aufgelaufen sind, und bei der Signa Development, die auf einem Schuldenberg von 2,6 Milliarden Euro sitzt, wurden die sogenannten Sanierungsplan-Tagsatzungen am Handelsgericht Wien abgehalten.
Superquote winkt
Dutzende Gläubiger bzw. deren Rechtsvertreter mussten über die angebotenen Sanierungspläne abstimmen. In beiden Fällen geht es um sogenannte Treuhandsanierungen. Die große Mehrheit der Gläubiger (nach Köpfen und Höhe der Forderungen) der Signa Prime hat für die Treuhandsanierung gestimmt. Auch bei der Signa Development stimmten die Gläubiger der Treuhandlösung zu.
Das heißt, dass das Vermögen der Signa Prime auf den Treuhänder Norbert Abel übertragen und unter dessen Ägide verkauft wird. Dabei soll der gesamte Immobilienbesitz und alle Beteiligungen verwertet werden und der Erlös den Gläubigern zu fließen. Am Ende soll den Gläubigern nicht nur die Mindestquote in Höhe von 30 Prozent winken, sondern darüber hinaus eine sogenannte Superquote, sprich alles, was über die 30 Prozent hinausgeht, wird zusätzlich an die Gläubiger ausgeschüttet.
„Ich habe für die Treuhand-Variante gestimmt, weil es die vernünftigste Lösung für die Gläubiger ist. Denn neben der Sanierungsquote gibt es eine Superquote. Und man kann über die üblichen zwei Jahre hinaus Verwertungen vornehmen“, sagt Gerhard Weinhofer von Creditreform. „Es gibt diverse Immobiliengutachten und die besagen, dass sich ab dem zweiten Halbjahr 2024 die Lage am Immobilienmarkt stabilisieren wird. Da das gesamte Vermögen auf die Treuhänder übergeht, hat man die besten Verwertungschancen.“
Der KSV1870 stimmte laut Karl-Heinz Götze im Auftrag von zwei Dritteln seiner Kunden gegen den Sanierungsplan bei der Signa Prime und für ein Drittel der Kunden dafür. „Es besteht für die Gläubiger die Möglichkeit, eine Quote über 30 Prozent zu erhalten. Ob dies tatsächlich eintreffen wird, hängt in erster Linie von der Entwicklung des Immobilienmarktes in den nächsten Jahren ab“, sagt KSV1870-Experte Götze. „Mit der Annahme des Sanierungsplans ist jedenfalls der Grundstein für eine erfolgreiche Entschuldung gelegt.“
Gesellschaft um Haselsteiner
Bei der Signa Prime besteht aber das Problem, dass die nötige Liquidität für den Fortbetrieb noch fehlt. Bei der Signa Development gibt es einen millionenschweren Massekredit einer Gesellschaft um den Investor Hans Peter Haselsteiner.
Indes könnten der Hamburger Milliardär Klaus-Michael Kühne und etliche Banken der insolventen Signa-Prime mit einem Notkredit unter die Arme helfen. Es gebe Gespräche über ein Darlehen in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro, berichtete die Nachrichtenagenturen Bloomberg und Reuters. Kühne und einige Banken sollen diesen Betrag aufbringen. Das Geld würde Liquidität zur Deckung von Rechnungen und zur Fortsetzung der Bauarbeiten bereitstellen.
Gegen den Sanierungsplan bei der Signa Prime gestimmt hat Wolfgang Peschorn, Präsident der Finanzprokuratur. Der Anwalt der Republik kritisierte im ORF-Radio, dass die angebotene Sanierungsquote von 30 Prozent ja nicht gesichert, sondern nur in Aussicht gestellt worden sei. „Die für einen langsamen Verkauf notwendige Liquidität „ist derzeit nicht in Sicht“, sagte Peschorn. Auch bei Annahme des Sanierungsplans müsste man mit Druck verkaufen. Nur über den Verkauf (von Liegenschaften) könne sich das Unternehmen in den nächsten Wochen über Wasser halten. Er hätte ein Konkursverfahren bevorzugt.
Gläubiger der Development
Bei der Signa Development übernimmt indes die Sanierungsverwalterin Andrea Fruhstorfer als Treuhänder sämtliche Vermögenswerte des Immobilienentwicklers und verkauft sie innerhalb von zwei bis maximal fünf Jahren. Damit soll eine rasche Verwertung des Vermögens - zu niedrigeren Preisen - verhindert werden, wie es bei einem Konkurs der Fall wäre. Der Sanierungsplan sieht vor, dass zu der angebotenen Quote von 30 Prozent eine Sanierungstreuhandschaft mit Superquote (bis 100 Prozent) hinzukommt, wie der Alpenländische Kreditorenverband (AKV Europe) mitteilte. Ob die Gläubiger die Sanierungsplanquote von 30 Prozent oder mehr bekommen, "hängt in erster Linie von der Entwicklung des Immobilienmarktes in den nächsten Jahren ab", merkte Karl-Heinz Götze vom Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870) an.
Die Gläubiger der Signa Development haben in einer "doppelten Abstimmung" - sowohl von der Anzahl der Gläubiger als auch von den Forderungen her - für den Sanierungsplan und die Treuhandlösung gestimmt. "Der angebotene Sanierungsplan erreichte die gesetzlich geforderte Kopf- und Summenmehrheit deutlich und gilt somit angenommen", teilte Creditreform in einer Stellungnahme mit. Bisher haben 285 Gläubiger insgesamt 2,29 Mrd. Euro an Forderungen angemeldet, 1,23 Mrd. Euro wurden bisher anerkannt.