Wirtschaft

Milliarden-Pleiten: Löste die EZB den Signa-Crash aus?

Hat erst eine Überprüfung der Europäischen Zentralbank (EZB) den Zusammenbruch des Signa-Imperiums ausgelöst? Diese Frage wird in Bankenkreisen heftig diskutiert. Auch im Insolvenzantrag von Signa Prime und Signa Development findet sich jeweils wortgleich ein entsprechender Hinweis. Demnach habe nicht nur die Beendigung der Nullzinspolitik die Lage negativ verändert, sondern auch die Anfrage der EZB nach dem Engagement europäischer Großbanken bei Signa. Diese habe sich „nach Auskunft führender Banker äußerst negativ auf die Re-Finanzierbarkeit von Signa ausgewirkt“, heißt es.

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Was war geschehen? Anfang des Jahres wollte die EZB-Bankenaufsicht Details zu den Engagements europäischer Banken bei Signa wissen – etwa die Kredithöhe und Besicherung. Einigen Instituten soll laut Handelsblatt empfohlen worden sein, mehr Risikovorsorgen für die Signa-Engagements zu bilden. Diese Vorgehensweise der Aufseher werteten einige Banker als ungewöhnlich, zumal die Abfragen sonst nur ganze Segmente – etwa Gewerbeimmobilien – oder Länder betreffen. Zudem wurden die Bewertungsvorgaben der EZB für die Immobilien als teils unrealistisch empfunden. Nach den Prüfungen wollte offenbar keine Bank neue Kredite an Signa vergeben.

"Fake News"

EZB-Chefbankenaufseher Andrea Enria wies den Vorwurf der Mitschuld an der Signa-Pleite kurz vor Weihnachten aufs Schärfste zurück: „Die Idee, dass wir einen Kreditnehmer ins Visier nehmen, ist eine Flause“, schimpfte er laut Handelsblatt. Menschen, die so etwas behaupteten, „verbreiten Fake News“.

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Es sei offensichtlich, dass es bei der Finanzierung von Gewerbeimmobilien wegen gestiegener Zinsen und Baukosten große Risiken gebe. Die EZB habe daher alle größeren Immobilienengagements überprüft, nicht nur jene bei Signa.  

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Wenn die EZB-Aufsichtsteams nach einer solchen Prüfung zu dem Ergebnis kämen, dass die finanzierten Immobilien zu hoch bewertet seien oder dass eine Bank nicht genügend Vorsorge für drohende Verluste gebildete habe, dann forderten sie Anpassungen. „Das machen wir nicht nur bei Signa oder jedem anderen Immobilienentwickler, das machen wir auch bei jedem anderen Schuldner, dessen Kreditakten wir bei einer Vor-Ort-Untersuchung überprüfen“, erläuterte Enria.  Heuer habe es rund 130 solcher Vor-Ort-Prüfungen bei Banken gegeben.