Wirtschaft

Siemens Österreich dürfte glimpflich davonkommen

Siemens streicht im Zuge seines Konzernumbaus weitere 4500 Stellen. Davon sollen nach derzeitigem Stand rund 2200 in Deutschland wegfallen, wie der deutsche Technologiekonzern am Donnerstag mitteilte. Heute, Freitag, werden die ersten Mitarbeiter des Konzerns über die Auswirkungen und Pläne informiert. Eine Mitarbeiterversammlung war für Freitag unter anderem am Standort Mülheim in Nordrhein-Westfalen geplant, weitere Standorte sollen in den nächsten Tagen folgen. Mülheim dürfte aber nach Einschätzung aus Arbeitnehmerkreisen mit am stärksten von den Streichplänen betroffen sein. Die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ hatte berichtet, dass in dem Werk bis zu 900 Stellen bedroht sein könnten.

In welchen Ländern die restlichen 2300 Arbeitsplätze gestrichen werden, gibt Siemens derzeit noch nicht preis. Aus gut informierten Quellen hat der KURIER erfahren, dass „sich der Stellenabbau bei Siemens Österreich in Grenzen halten und die Österreich -Tochter diesmal glimpflich davonkommen wird“. "Aus unserer Sicht sehen wir keine Auswirkungen auf Österreich", sagte auch Walter Sattlberger, Sprecher von Siemens Österreich, zum KURIER.

Gespräche mit Arbeitnehmervertretern

Indes hält sich der Siemens-Konzern offiziell bedeckt, wo eingespart wird. „Wir brechen das nicht auf einzelne Länder herunter, weil wir die Arbeitnehmervertreter noch nicht abschließend informiert haben und erst dann in die Verhandlungen gehen, um einen Interessensausgleich mit den Vertretern der Arbeitnehmer zu erzielen“, sagt Siemens-Konzern-Sprecher Michael Friedrich im Gespräch mit dem KURIER. „Wir wollen diesen Gesprächen nicht vorgreifen.“ Nachsatz: „In den einzelnen Sparten schauen wir uns an, was wir grundsätzlich verbessern können.“ Bei der Division Power und Gas sei es so, sagt Friedrich, dass die Investitionen hochgefahren werden, "damit wir technologisch auf dem neuesten Stand bleiben". Auch werde geprüft, ob die Vertriebsnetze, der Fertigungsverbund, die Komponentenwerke sowie der Bereich Forschung und Entwicklung konzernintern gebündelt werden können.

Der große Umbau sei nun aber hauptsächlich beendet und somit auch der damit verbundene Arbeitsplatzabbau abgeschlossen, versicherte Siemens-Chef Joe Kaeser am Donnerstag. Zu Veränderungen der Mitarbeiterzahlen könne es aber immer wieder kommen, etwa durch regulatorische oder technologische Änderungen.

Quartalszahlen

Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2014/2015 erzielte Siemens einen Gewinn nach Steuern von 3,9 Milliarden Euro, das ist mehr als dreimal so viel wie vor Jahresfrist. Darin waren allerdings 3,2 Milliarden Euro aus dem Verkauf der Hörgerätesparte und des Anteils an der Hausgerätetochter BSH enthalten. Das Ergebnis aus dem industriellen Geschäft schrumpfte indes um fünf Prozent, vor allem wegen der Probleme bei Power and Gas.

Siemens Österreich

Laut Konzernangaben beschäftigt Siemens in Österreich rund 10.400 Mitarbeiter. Der Umsatz von Siemens in Österreich wird für das Geschäftsjahr 2013/14 mit rund drei Milliarden Euro beziffert. Hierzulande betreibt Siemens sechs Werke und unterhält in jedem Bundesland eine Niederlassung. Siemens Österreich steuert von Wien aus und trägt die Verantwortung für die Geschäfte für 18 weitere Länder im Raum Zentral- und Osteuropa (CEE). In der Region CEE wurden im Geschäftsjahr 2013/14 mit rund 18.900 Beschäftigten rund 4,6 Milliarden Euro erwirtschaftet. "In einigen Divisionen geht die Geschäftsverantwortung über diesen Verantwortungsbereich hinaus", heißt es auf der Homepage. "Die Zuständigkeiten umfassen hierbei die Schweiz, die Tschechische Republik sowie die Türkei."

Weltweit beschäftigte Siemens zuletzt 342.000 Menschen, davon 114.000 in Deutschland. Gemeinsam mit den bereits im Februar angekündigten Maßnahmen werden im Zuge des radikalen Konzernumbaus weltweit 13.100 Arbeitsplätze, davon 5100 in Deutschland gestrichen.

Kritik der Gewerkschaft

Die deutsche Gewerkschaft IG Metall hatte mit deutlicher Kritik auf die Pläne reagiert. Bei Problemen drehe das Management „reflexartig an der Schraube der Personalkosten“, erklärte die Gewerkschaft. Sie pocht auf geltende Vereinbarungen zur Beschäftigungssicherung. „Wenn es nicht auf dem Verhandlungsweg zu tragbaren Lösungen kommt, werden wir entsprechenden Widerstand organisieren“, hatte ein IG-Metall-Sprecher angekündigt.