Schwerer Start für den Neuen
Der Führungswechsel bei der voestalpine wird langsam aber sicher spürbar. Am 3. Juli übernimmt Herbert Eibensteiner den Vorstandsvorsitz von Wolfgang Eder. Bei der Bilanzpressekonferenz gestern, Mittwoch, hat Eibensteiner bereits einen wichtigen Teil, der normal Eder vorbehalten war, übernommen: den Ausblick. Und dabei wurde klar, dass es für Eibensteiner keine Schonfrist gibt, denn die kommenden Jahre werden für den heimischen Stahl- und Technologiekonzern nicht einfach.
Gestiegene Rohstoffpreise haben der voestalpine zwar einen höheren Umsatz verschafft, den Gewinn aber deutlich gedrückt. Und diese Entwicklung soll sich frühestens in 24 Monaten wieder zum Besseren wenden. Doch Eibensteiner muss noch ein paar andere Nüsse knacken. Größte interne Herausforderungen sind die Probleme in den US-Werken, in Cartersville gab es Hochlaufschwierigkeiten mit dem Automotive-Werk, in Texas zwei ungeplante Stillstände wegen einer Überschwemmung und eines Gasrohrgebrechens. Schwieriger wird es bei den externen Problemen, wie dem Handelsstreit zwischen den USA und China sowie den protektionistischen Tendenzen im Welthandel.
Stabilität ist das Ziel
Neben hohen Rohstoffpreisen und -Kosten muss Eibensteiner sich auch mit den Auswirkungen des neuen Abgastests WLTP herumschlagen, der zu Rückgängen am Automarkt führt. Die Automobilindustrie ist der wichtigste Kunde der voestalpine.
„Trotz der wirtschaftlichen Unwägbarkeiten ist das Ziel für 2019/’20 eine stabile Entwicklung beim EBITDA (Ergebnis von Steuern, Zinsen und Abschreibungen, Anm.) zu erreichen“, sagt Eibensteiner. Das Unternehmen will sich künftig weniger auf das Umsatzwachstum als auf die Ertragslage fokussieren.
Die voestalpine wird zwar 2019 weiter investieren, „im Moment sind aber keine größeren Akquisitionen geplant“, sagt Eibensteiner. In den Kernbereichen werde in den kommenden Jahren eher moderat investiert, um die schwierigen Jahre durchzutauchen und sich für die Zukunft mehr Spielraum zu beschaffen.
Längerfristig werden Eibensteiner neue Technologien für die Stahlerzeugung beschäftigen. Derzeit gilt der Umstieg von Kohle auf Wasserstoff als erstrebenswerteste Variante. Das Unternehmen forscht bereits daran, ein Durchbruch könnte aber noch Jahre dauern.
Guter Schlusspunkt
Eders letztes Geschäftsjahr als Vorstandsvorsitzender endete mit einigen Rekorden, wenn auch nicht beim Gewinn. Der Umsatz stieg um 5,1 Prozent auf 13,6 Milliarden Euro, das Eigenkapital um 2,4 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro und der Mitarbeiterstand um 0,6 Prozent auf 51.900. Das Betriebsergebnis sank um 33,9 Prozent auf 779 Mio. Euro. Kritik, dass Eder vom Vorstand direkt in den Aufsichtsrat wechselt, wollte er nicht breit kommentieren. Es entspreche alles den Regeln, außerdem habe er sich nicht beworben, sondern wurde gefragt.