Wirtschaft

Schneeerlebniswelt Wien-Aspern ist pleite

"Ski fahren - Snowboarden - Zipflbob fahren - 365 Tage im Jahr ! Und das mitten in Wien!", mit diesem Slogan wirbt die Schneeerlebniswelt Seestadt Aspern. "Und das alles unabhängig davon, ob es Schnee gibt oder nicht." Dank der neuartigen Hightech Rutschmatten wird Wintersport bei jeder Temperatur möglich, heißt es auf der Homepage weiter "Unsere Schneeerlebniswelt bietet auf einer Fläche von momentan 2500 Quadratmetern und im Endausbau von 4000 Quadratmetern perfekte Spielwiese für Anfänger und mäßig Fortgeschrittene." Nachsatz: "Egal ob mit der Schulklasse, mit Freunden, mit der Familie oder im Skikurs der Skischule - Ski fahren bei uns bietet jede Menge Spaß." Man merke auch kaum einen Unterschied zu einer Natur-Schneepiste. Rund 550.000 Euro wurden in die Anlage bisher investiert, die im Dezember 2014 in Betrieb gegangen ist.

Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung

Doch in der zweiten Saison schlitterte der Betreiber dieser Kunststoffpiste in Wien-Aspern nun in die Pleite. Das Schivergnügen jenseits der Donau ist jetzt ein Fall für das Konkursgericht Wien. Laut Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform ist ein Insolvenzverfahren über die Schneeerlebniswelt GmbH unter der Geschäftszahl 2 S 7/16s eröffnet worden. "Das Unternehmen hat ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt", bestätigt Weinhofer dem KURIER.

"Investor war Luftblase"

"Der Betrieb ist lukrativ und läuft gut, die Gäste kommen aus ganz Wien, der Zulauf wird immer mehr. Wir haben auch in der Gastronomie zugebaut. Und wir sind auch für die Semesterferien ausgebucht", sagt Martin Freiberger, der geschäftsführende Gesellschafter, im Gespräch mit dem KURIER. "Aber in der Startphase ist uns ein Investor ausgefallen. Der Investor hat sich als Luftblase herausgestellt, als es darum ging, die Rechnungen zu bezahlen. Alles was er zugesagt hat, war nicht haltbar." Nachsatz: "Wenn wir diesen Investor nicht gehabt hätten, hätten wir die Anlage nicht so groß gebaut."

Streit mit Lieferanten

Freiberger sagt, man habe ein halbes Jahr versucht, eine Lösung zu finden, "aber bevor der Betrieb eingeht, habe man sich zum Weg zum Insolvenzgericht entschieden."

"Zusätzlich gibt es die Problematik mit einem Hersteller bzw. Lieferanten, der qualitativ minderwertige Produkte geliefert hat und wo eine gütliche Einigung trotz vieler Versuche nicht möglich war", heißt es im Insolvenzantrag. "Das war letztlich auch der Hauptgrund für die Insolvenz. Ein langjähriger ungewisser Rechtsstreit wäre die andere Option gewesen." Nachsatz: "Mit den anderen Gläubigern hätte es die Möglichkeit einer außergerichtlichen Einigung gegeben. Diese war aber aufgrund von Verzögerungen bei zwei Gläubigern nicht umsetzbar."

Neuer Investor

Nun soll ein neuer Investor an Bord gehen, der sich bereits in die Verhandlungen einbringt. Der stellt aber Bedingungen: Erstens muss Rechtssicherheit in Streit mit dem Lieferanten bzw. Hersteller geschaffen werden. Zweitens muss eine Chance für einen Neuanfang bestehen. "Die Holzhütte für die Gastronomie wurde von dritter Seite finanziert und wird uns zur Verfügung gestellt", heißt es im Antrag weiter. Dadurch sollen die Gastronomie-Umsätze angekurbelt werden."

Hoher Besucherzuwachs

"Aufgrund der Wetter- und Klimasituation ist die Schneeerlebniswelt Wien die einzige vernünftige Alternative, Wintersport anzubieten", heißt es im Antrag weiter. "Die Reservierungen im Bereich der Schulen und Kindergärten steigen seit der Eröffnung der Anlage kontinuierlich. Nachsatz: "Wir rechnen hier alleine mit einem Zuwachs von circa 3000 Schülern im laufenden Geschäftsjahr."

Neuer Mehrheitseigentümer

"Der weitere Betrieb ist wirtschaftlich Erfolg versprechend und für alle Beteiligten die beste mögliche Lösung", heißt es weiter. "Da die laufenden Kosten aus dem Betrieb finanziert werden können, und wir dank einiger Sponsoren noch weitere Mittel zur Verfügung haben, können wir diese für die Abdeckung der Gläubigerquote heranziehen." Es gibt auch weitere Sponsoren, die nach dem erfolgreichen Neustart zur Verfügung stehen wollen.

"Mit Hilfe eines neuen Investors, der auch Mehrheitseigentümer werden wird, werden die noch offenen Fertigstellungsarbeiten durchgeführt und somit Platz für mehr Gäste geschaffen", erklärt das Unternehmen.

Rund 360.000 Euro Schulden

Für das Geschäftsjahr 2014 liegt noch keine Bilanz im Firmenbuchgericht vor. Laut AKV und KSV1870 hat das Unternehmen rund 360.000 Euro Schulden. Den Gläubigern wird 20 Prozent Quote innerhalb von zwei Jahren geboten. Sie soll in vier Raten bezahlt werden: Die erste Rate soll schon am 31. März fließen.

Zur Sanierungsverwalterin wurde die ausgewiesene Insolvenzexpertin und Anwältin Beate Holper bestellt. Die Prüfungs- und Berichtstagsatzung findet am 6. April 2016 statt.