Russland-Abschreibungen schmälern Halbjahresgewinn der UNIQA
Der heimische Versicherungskonzern UNIQA hat im ersten Halbjahr 169 Mio. Euro vor Steuern verdient, nach 215 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2021. "Angesichts der bereits im Juli kommunizierten Abschreibung von 127 Mio. Euro auf russische Anleihen und hoher Belastungen aus Großschäden und Naturkatastrophen ist das Ergebnis des ersten Halbjahres solide", sagte CEO Andreas Brandstetter am Freitag. Das Konzernergebnis reduzierte sich um 11,8 Prozent auf 150,6 Mio. Euro.
"Wir haben an russischen Bonds alle jene Assets abgeschrieben, die wir außerhalb von Russland halten", sagte Brandstetter zur APA, "egal, ob das in Fremdwährungen ist wie Euro oder Dollar, oder in Rubel." Die Anschaffungskosten dieser Assets hätten 156 Mio. Euro betragen, man habe also über 80 Prozent davon abgeschrieben, erklärte Brandstetter.
Verkauf wird geprüft
Die UNIQA habe in Russland ein kleines Joint Venture mit der Raiffeisenbank Moskau, die Lebensversicherung Raiffeisen Life, an der die UNIQA 75 Prozent halte. "Wir prüfen hier alle strategischen Optionen, inklusive jener, die Gesellschaft zu verkaufen." Als Käufer kämen nur solche in Frage, die nicht von EU-Sanktionen betroffen seien.
Die Gesellschaft sei sehr profitabel, aber man müsse auch an einen möglichen Schaden etwa aus Reputationsgründen in Ländern denken, in denen die UNIQA ebenfalls tätig sei, so z.B. in Polen, Tschechien, Ungarn oder Rumänien. "Das ist eine Abwägung, die wir jetzt gerade treffen. Wir werden noch einige Wochen oder Monate brauchen, um zu einer endgültigen Entscheidung zu kommen." Auf das Russland-Geschäft entfallen "unter zwei Prozent der Konzernprämien", sagte Brandstetter, "und auch der Ergebnisbeitrag ist sehr überschaubar."
Ukraine
Ganz anders sehe die Sache in der Ukraine aus, dort habe man keine Abschreibungen vorgenommen. Man habe per 30. Juli ukrainische Bonds mit einem Anschaffungswert von 148 Mio. Euro gehalten und diese nicht abgewertet, "weil diese Anleihen ja weiter gehandelt werden, es gibt ein hohes Commitment der internationalen Staatengemeinschaft, in die Ukraine nachhaltig zu investieren, und deshalb gehen wir von einer Werthaltigkeit dieser Anleihen aus".
Von der UNIQA gebe es "ein ganz klares Bekenntnis zur Ukraine", sagte der CEO. Mit rund 1,2 Millionen Kunden sei die UNIQA die Nummer 2 am ukrainischen Versicherungsmarkt. Das Geschäft laufe normal weiter, es würden Schäden ausbezahlt und neue Verträge mit privaten und mit Gewerbekunden abgeschlossen. Im Geschäftsjahr 2021 habe man in der Ukraine ein Prämienvolumen von rund 100 Mio. Euro und ein EGT (Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit) von rund 10 Mio. Euro erzielt.
Zuwächse
Die verrechneten Prämien sind im ersten Halbjahr 2022 um 3,8 Prozent auf 3,436 Mrd. Euro gewachsen. Alle Sparten haben zu dieser Steigerung beigetragen: Die Schaden- und Unfallversicherung hat um 4,4 Prozent auf 1,96 Mrd. Euro zugelegt, die Krankenversicherung um 3,8 Prozent auf 638,3 Mio. Euro und die Lebensversicherung um 2,5 Prozent auf 837,6 Mio. Euro.
Die zuletzt gestiegenen Zinsen sind für die UNIQA gute Nachrichten. "Steigende Zinsen erhöhen natürlich die Attraktivität unserer Produkte, gerade im Bereich der Lebensversicherungen." Lebensversicherungen "wurden in den letzten Jahren immer wieder totgesagt", aber vor allem die fondsgebundene Lebensversicherung "erfreut sich gerade bei uns großer Beliebtheit". Es gebe auf der Kundenseite kein erhöhtes Stornoaufkommen, weder in Österreich, noch bei den rund 12 Millionen Kunden in Osteuropa.
Eine Ergebnisprognose für das Gesamtjahr wagt die UNIQA nicht, die Kapitalmarktentwicklung sei schwer einzuschätzen und daher auch eine stabile Prognose zum Kapitalanlageergebnis nicht möglich. Es werden jedoch steigende Prämieneinnahmen und eine "solide Entwicklung des versicherungstechnischen Kerngeschäfts" erwartet.