Wirtschaft

Russische Wirtschaft wird im Quartal um 35 Prozent abstürzen

Experten senken angesichts der härteren westlichen Sanktionen den Daumen über die russische Wirtschaft. Die Analysten der US-Großbank JPMorgan sagen für das zweite Quartal einen Absturz des Bruttoinlandsproduktes von 35 Prozent voraus. 2022 insgesamt dürfte die Wirtschaftsleistung um 7 Prozent einbrechen.

Die Entwicklung sei vergleichbar mit der schweren Wirtschaftskrise 1998, der internationalen Finanzkrise 2008 sowie die Coronapandemie 2020, schrieb JPMorgan-Experte Anatoli Shal in einer Kundennotiz. So dürften die Exporte heuer um 13 Prozent zurückgehen, die Binnennachfrage um 10 Prozent und die Importe um etwa 30 Prozent. "Klar ist zudem, dass die zunehmende wirtschaftliche und politische Isolation Russlands langfristig zu einem geringeren Wachstum führen wird", heißt es darin. Im kommenden Jahr wird eine Stagnation auf dem niedrigen Niveau erwartet. Das langfristige Trendwachstum dürfte nur bei etwa einem Prozent liegen.

Weitere Herabstufung

Die Ratingagentur S&P drückte ihre Bewertung für die Kreditwürdigkeit Russlands noch tiefer in den Ramschbereich. Die Bonitätsnote werde von "BB+" auf jetzt "CCC-" zurückgenommen. "Die Herabstufung folgt auf die Auferlegung von Maßnahmen, die unserer Meinung nach das Risiko eines Zahlungsausfalls erheblich erhöhen werden", hieß es mit Blick auf die neuen westlichen Sanktionen. Die Ratingagentur warnte zudem vor weiteren Herabstufungen, da die Aussichten weiterhin negativ bewerten werden.

Russland muss noch in diesem Monat Staatsanleihen im Wert von über 700 Millionen Dollar (632 Mio. Euro) an seine Gläubiger zurückzahlen. Seine reichlichen Devisenreserven würden es eigentlich ermöglichen, diese Zahlungen zu decken. Der Westen hat allerdings viele Vermögenswerte eingefroren, so dass etwa die Zentralbank nicht daran herankommt. Die Ratingagenturen Fitch und Moody's hatten auch deshalb erst am Mittwoch das Rating Russlands um sechs Stufen auf Ramschniveau herabgestuft. Dies schickte den russischen Rubel auf Rekordtiefs zu Dollar und Euro.