Wirtschaft

Russische Börse bricht ein, Rubel auf 15-Monats-Tief

Die russische Börse hat empfindlich auf die jüngsten Entwicklungen im Konflikt mit der Ukraine reagiert: Der Leitindex an der Börse in Moskau, der in Dollar gerechnete RTS, verlor zum Handelsstart deutliche 9,9 Prozent und fiel danach weiter ab. Der Rubel-basierte Index MOEX gab zum Handelsstart um 8,5 Prozent nach und verlor danach ebenfalls weiter.

Starke Reaktionen

Damit reagierten die Anleger auf die Anerkennung der Unabhängigkeit der pro-russischen, sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk durch Russlands Präsidenten Wladimir Putin am Montagabend. Der Staatschef hatte zudem die Entsendung russischer Truppen in die Ostukraine angeordnet.

Die russische Zentralbank erklärte am Dienstag, die Lage am Finanzmarkt sei unter Kontrolle. Sie sei bereit, alle Mittel zu ergreifen, um die Finanzstabilität zu unterstützen, meldete die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf die Zentralbank.

Auch der russische Rubel hat auf die jüngste Eskalation reagiert und ist auf den tiefsten Stand seit mehr als 15 Monaten gesunken. Im Gegenzug stieg der Dollar auf bis zu 80,58 Rubel. Im Handelsverlauf dämmt die russische Landeswährung ihre Verluste wieder etwas ein.

Rallye vorbei

"Mit der Anerkennung der beiden von der Ukraine abtrünnigen 'Volksrepubliken' durch Russlands Präsident Wladimir Putin und mit seiner Ankündigung, reguläre russische Truppen dorthin zu entsenden, hat der russische Machthaber die niedrigste Eskalationsstufe gewählt, die möglich war", sagt Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann.

Der Ukraine-Konflikt hat am Dienstag  auch die Ölpreise weiter angetrieben. In der Früh kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 97,63 US-Dollar (86,11 Euro). Das waren 2,24 Dollar mehr als am Vortag. Zwischenzeitlich erreichte der Preis für diese Sorte den höchsten Stand seit 2014. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zog um 3,60 Dollar auf 94,67 Dollar an.

„Die Rallye, die wir gestern in den ersten Stunden in Asien und Europa beobachten konnten, fand ein schnelles Ende, als der russische Präsident Wladimir Putin jegliche Gewissheit über einen US-Gipfel zur Ukraine zunichte machte“, kommentiert der Marktanalyst  Jeffrey Halley.

Keine Zuflucht mehr

Da die US-Märkte in den Ferien waren, fielen die Auswirkungen auf die Devisenmärkte bescheiden aus, obwohl der US-Dollar allgemein anstieg und die US-Anleihefutures zulegten, was auf Käufe von Zufluchtsorten hindeutet, so Halley. Gold war ein natürlicher Gewinner, während die Ölpreise in der durch die Feiertage ausgedünnten Liquidität nach oben schnellten.

Der "Zufluchtsort-Status" der Kryptowährungen scheint ebenso schnell verschwunden zu sein wie der pandemische Bullenmarkt, aber es waren die Aktienmärkte, die unter den jüngsten Entwicklungen in der Ukraine zu leiden hatten. Die US-Indexfutures sind zusammen mit ihren europäischen Pendants abgestürzt, und auch in Asien wird die Nachricht wohl nicht gut aufgenommen werden.

Der Wiener Aktienmarkt ist am Dienstag zu Handelsbeginn angesichts wachsender Sorgen wegen der Kriegsgefahr in der Ukraine stark unter Abgabedruck geraten. Der heimische Leitindex ATX notierte kurz nach Sitzungsbeginn bei 3.604,75 Zählern um deutliche 126,09 Punkte oder 3,38 Prozent unter dem Montag-Schluss (3.730,84). Für den DAX ging es in Frankfurt um 2,40 Prozent auf 14.377,24 Einheiten bergab.