Wirtschaft

Rudolf Kemler neuer Chef der ÖIAG

Überraschungen hatten Insider vor der ÖIAG-Aufsichtsratssitzung am Freitag nicht erwartet: Nach der Empfehlung des Personalausschusses galt die Kür von Rudolf Kemler zum neuen Chef der Staatsholding ÖIAG als fix. Seine Konkurrenten erwarteten ebenfalls keine Überraschung: Weder der steirische Ex-Landesrat Herbert Paierl, der im Vorfeld massiv von der ÖVP unterstützt worden war, noch Ex-AUA-Vorstand Peter Malanik erschienen zur Sitzung.

Die Aufsichtsräte berieten vier Stunden lang, dann wurde Kemlers Bestellung einstimmig auch formal abgesegnet. Aufsichtsratschef Peter Mitterbauer, ist mit der Wahl zufrieden. Man habe einen „Vollblutmanager mit einem beeindruckenden Werdegang" gewinnen können.

Der 56-jährige Manager war den Großteil seiner Berufslaufbahn im IT-Bereich tätig. Die Palette reicht von Siemens-Nixdorf über GE Capital bis T-Systems, zuletzt war er  Österreich-Chef von Hewlett Packard. Außerdem hat die Industriellenvereinigung  –  deren ehemaliger Präsident Mitterbauer ist – „ihren" Mann durchgesetzt: Kemler sitzt im Vorstand der IV Wien. Auf den neuen ÖIAG-Chef kommt trotz des derzeitigen Stillstands wegen der Uneinigkeit der Regierungsparteien über die Zukunft der Staatsholding viel Arbeit zu.

Baustellen

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Auch wenn sie mittelfristig nicht für mehr als die drei derzeitigen Beteiligungen Telekom Austria, OMV und Post  verantwortlich bleibt. Größte Baustelle ist derzeit die von Schmiergeldskandalen erschütterte Telekom Austria, bei der  die Staatsholding mit 28,4 Prozent größter – und bisher bestimmender – Aktionär ist. Mit dem Einstieg des mexikanischen Telekom-Milliardärs Carlos Slim, der insgesamt rund ein Viertel der Aktien und viel Mitspracherecht will, soll die TA neu ausgerichtet werden  weiter in Südosteuropa expandieren.

Dafür allerdings muss erst einmal ein stabiles Verhältnis zwischen den beiden Hauptaktionären geschaffen werden. Denn der neue Großaktionär drängt auf eine Reihe von Änderungen bei der TA. Zudem sollen durch Kooperation mit dem niederländischen Telekomriesen KPN, an dem Slim ebenfalls maßgeblich beteiligt ist, Kostensenkungen erzielt werden.

Bei der Post, die mit 52,8 Prozent mehrheitlich dem Staat gehört, geht es vor allem um eine weitere Privatisierung. Zwar lehnt diese die SPÖ vehement ab, nach den Wahlen 2013 und einer Neuauflage einer rot-schwarzen Koalition dürfte die ÖVP die Privatisierung und die Einbringung anderer Staatsbeteiligungen wie etwa die ÖBB in die ÖIAG zur Koalitionsfrage machen. Kemler selbst, der seinen Job am 1. November antritt, will die ÖIAG „strategisch aufwerten“ und sie „dem direkten Einfluss der Tagespolitik“ entziehen“.

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