Wirtschaft

Reform der Altersvorsorge dringend nötig

Für eine Zusatzpension ansparen und dafür vom Staat mit einer Prämie belohnt werden. Das Konzept des Produkts Zukunftsvorsorge (ZV) lockte die Österreicher in Scharen an. Seit der Einführung 2003 haben mehr als 1,6 Millionen derartige Verträge abgeschlossen. Zufrieden sind mittlerweile allerdings die wenigsten. Der Ertrag ist, wenn überhaupt vorhanden, äußerst dürftig. Vom Staat gibt es auch nur noch den halben Zuschuss. Das alles heißt: Die Zusatzpension wird viel magerer ausfallen als erhofft. Die ZV gehört dringend reformiert.

Versicherungs- und Fondsverband, Wiener Börse und der Kapitalmarktbeauftragte Richard Schenz haben einen gemeinsamen Entwurf ausgearbeitet. Die ZV in der Fondsvariante soll künftig ohne Kapitalgarantie angeboten werden dürfen.

Die Versicherungsvariante soll es wiederum nur mit Kapitalgarantie geben. Dafür wollen sich die Versicherer aber nicht mehr an fixe Aktienquoten binden.
Auch bei der Lebensversicherung gegen Einmalerlag besteht dringender Handlungsbedarf. Die steuerbegünstigte Mindestlaufzeit wurde auf 15 Jahre angehoben. Dieser Zeitraum ist für Ältere deutlich zu lang. Ein guter Weg wären unterschiedliche Laufzeiten. Für über 55-Jährige sollte die Mindestlaufzeit auf zehn Jahre gesenkt werden.

Einigen Reformbedarf haben auch die österreichischen Pensionskassen. Deren schlechte Performance seit der Jahrtausendwende hat viele Einzahler und Zusatz-Pensionsbezieher erzürnt. Denn sie müssen jährlich Kürzungen ihrer betrieblichen Pension aus den Pensionskassen in Kauf nehmen. Anfang 2013 wird zwar ein Reformschritt umgesetzt, vielen Experten geht dieser aber nicht weit genug.

Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbands der Pensionskassen, fordert steuerliche Verbesserungen. Demnach sollten nur die Pensionsleistungen besteuert werden, nicht aber die einbezahlten und verwalteten Vermögen. Das sei für den Staat aufkommensneutral.

Mit der Reform 2013 wird das Steuerthema jedoch nicht angetastet. Die Kunden der Pensionskassen bekommen aber bessere Wahlmöglichkeiten zwischen risikoreichen und -ärmeren Veranlagungen.

Zu alt, zu unflexibel, zu teuer: Während in vielen Betrieben ältere Mitarbeiter vor allem als Kostenfaktor gelten, kommt es im Handel langsam zu einem Umdenken. Weil es im Verkauf immer schwieriger wird, geeignete Lehrlinge zu finden und weil auch die Kundschaft immer älter wird, entdecken Händler vermehrt die Generation 50 plus.

In Deutschland werben Betriebe längst aktiv um diese Altersgruppe, auch in Österreich gibt es erste Projekte. Der Möbelhändler Kika-Leiner etwa nutzt den Erfahrungsschatz Älterer für den Verkauf von Küchen oder Matratzen. „Eine Küche werde ich mir eher bei einem Mann um die 50 kaufen als bei einem Lehrling“, sagt Kika-Leiner-Chef Paul Koch. Bei Leiner ist ein Drittel der Beschäftigten über 45 Jahre alt. Die Wiener Bäckerei Felber wirbt aktiv Pensionisten als geringfügig Beschäftigte an. Zur Abdeckung von Früh-, Spät- und Sonntagsdiensten, wie Firmenchefin Doris Felber erzählt, aber auch der „älteren Kundschaft wegen“. In einige Filialen würden vor allem Pensionisten kommen. Wichtig, so Felber, sei ein Mix der Generationen, „in einer Filiale haben sogar Oma und Enkel gearbeitet“.

Arbeitsmarktexperten sehen im zunehmenden Fachkräftemangel generell eine Chance für Ältere. Firmen können sich immer weniger leisten, Fachwissen einfach in Pension zu schicken. Altersgerechte Arbeitszeitmodelle, Wertschätzung, sowie gezielte Förderung der Zusammenarbeit zwischen Jung und Alt sind auch die Schlüssel dafür, dass Menschen länger im Erwerbsleben bleiben. (Anita Staudacher)