Rebellischer Schuster will mit FMA noch einmal reden
Der Strafrahmen ist klar: Wegen illegaler Bankgeschäfte drohen dem Waldviertler Schuhhersteller Heini Staudinger eine Verwaltungsstrafe von bis zu 50.000 Euro und eine Beugestrafe von bis zu 30.000 Euro. Damit es so weit nicht kommt, hat sich Wirtschaftskammerchef Christoph Leitl in den Konflikt mit der Finanzmarktaufsicht (FMA) eingeschaltet. Bei einem Treffen der beiden gestern, Donnerstag, sicherte Leitl dem Rebellen zu, ein Gespräch mit der FMA zu vermitteln. Gleichzeitig zeigte er eine mögliche Ausweg auf.
Diese sieht so aus: Bisher richtete sich Staudingers „Sparverein“ (diesen will er übrigens in Apfelbäumchen umbennen), der Gelder zur Finanzierung seiner Firma GEA sammelte, an die Allgemeinheit. Dies bedarf jedoch einer Konzession bzw. eines Prospekts. Dabei gibt es jedoch Ausnahmen. So etwa, wenn sich die Geldbeschaffungsaktion an maximal 149 Personen richtet. Diesen Toleranzrahmen will Staudinger nun nützen. Zwar hat er bereits rund 230 finanzielle Unterstützer, jedoch zwei Firmen. „Ich kann die Geldgeber auf beide aufteilen und wäre damit im Rahmen.“
Willkommen
Staudinger kann sich vorstellen darüber mit der FMA sprechen. Dort zeigt man sich aufgeschlossen. „Er ist jederzeit willkommen“, heißt es. Natürlich müsse aber erst im Detail geklärt werden, ob auf diese Weise dem Gesetz entsprochen werde. Staudinger überlegt aber auch, sich von der FMA einen Strafbescheid ausstellen zu lassen, um dann das Höchstgericht entscheiden zu lassen.
Leitl hat darüber hinaus Staudinger zur Teilnahme an einer Arbeitsgruppe der Jungen Wirtschaft eingeladen, die Konzepte für neue Finanzierungsmodelle erarbeiten will. SP-Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter wiederum schlägt vor, dass erst bei einer Geldaufnahme von 10 Mio. Euro alle Vorschriften zur Anwendung kommen müssen. Bei Beträgen darunter soll es stufenweise Erleichterungen geben; Zudem soll es, ähnlich dem Spendengütesiegel, eine von Wirtschaftsprüfern vergebene Auszeichnung für besonders vertrauenswürdige Unternehmen geben.
Zur anonymen Anzeige gegen Staudinger beim Korruptionsstaatsanwalt in der Causa Sparverein zeigt sich der Firmenchef offen: „Die Behörde kann gerne kommen. Ich habe null Geheimnisse.“ Die Anzeige wurde inzwischen an die Staatsanwaltschaft Wien weitergeleitet.
Staudinger betreibt zwei Finanzierungsmodelle: Über den GEA-"Sparverein" sammelte er bereits insgesamt knapp 3 Mio. Euro an Einlagen von 200 Leuten ein. Die Mindesteinlage beträgt 3.000 Euro. Der Maximaleinsatz lag anfangs bei 50.000 Euro, der später auf 100.000 Euro erhöht wurde. Im Schnitt beliefen sich die Einlagen auf 15.000 Euro. "Mir wird laufend noch mehr Geld angeboten, aber derzeit brauche ich es nicht", so Staudinger.
Mit der zweiten Variante kam der Unternehmer auf mehr als 990.000 Euro von mehr als 2.500 Personen. Für jeweils 200 Euro erhielt jeder "Anleger" Warengutscheine um insgesamt 330 Euro, die innerhalb von zehn Jahren in 30-Euro-Tranchen ausgezahlt werden. Einen ersten Gutschein gab es gleich zum Start. "Damit habe ich die Photovoltaik-Anlage gebaut, die mittlerweile doppelt so viel Energie liefert, wie wir für unseren Betrieb brauchen", erklärte Staudinger. Der Rest werde ins allgemeine E-Netz eingespeist.