Raststätten-Kette Rosenberger muss erheblich abspecken
Die marode Raststätten-Kette Rosenberger ist geschäftlich von der Fahrbahn abgekommen. Am Dienstag wurde über die Betreiberfirma Rosenberger Restaurant (17 Standorte, 448 Beschäftigte) am Konkursgericht St. Pölten ein Sanierungsverfahren eröffnet. Der Schuldenberg wird mit rund 13,3 Millionen Euro beziffert, das freie Vermögen mit lediglich 573.500 Euro.
Obwohl Banken Nachlässe gewährt hatten, schaffte es die Gastrokette nicht, unrentable Standorte zu schließen. Dafür fehlte ebenso das Geld wie für die November-Gehälter und das Weihnachtsgeld – nämlich insgesamt 2,5 Millionen Euro. Dabei hätten die Rosenberger-Filialen eigentlich längst modernisiert werden müssen.
„Die Raststätten-Branche steht generell unter Druck, ein rosiges Geschäft ist das auf den Autobahnen heute nicht mehr“, sagt Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform zum KURIER. „Rosenberger hat den Zug der Zeit verschlafen. Im Gegensatz zu den Mitbewerbern Landzeit und Oldtimer ist Rosenberger verstaubt. Die Konsumenten zahlen nur dann fünf Euro für eine Wurstsemmel, wenn die Atmosphäre nett ist und etwas geboten wird.“ Nachsatz: „Da fahre ich doch bei der nächsten Autobahn-Abfahrt raus und bekomme die Wurstsemmel um die Hälfte.“
Schwere Zeiten
Nun sollen über die Umleitung in ein gerichtliches Insolvenzverfahren die unrentablen Standorte geschlossen, die Gebäude und Außenflächen an die Verpächter zurückgegeben werden. Da es sich bei den Rosenberger-Standorten um Bauten auf fremden Grund handelt, fallen diese an die Bestandsgeber zurück. Die Liegenschaften selbst gehören der Republik Österreich. Nur bei der Raststätte Eisentratten handelt es sich um ein Baurecht, das Rosenberger in Höhe von einer Million Euro an eine Bank verpfändet hat.
Neben der Asfinag sind vor allem Baukonzerne, Mineralölfirmen, aber auch ein anderer Straßenbetreiber (Nordautobahn A5) Bestandsgeber. Bei Rosenberger konnte man am Dienstag noch nicht sagen, welche Standorte tatsächlich betroffen sind. Branchenkenner rechnen aber mit bis zu fünf gefährdeten Standorten. Die Teil-Betriebsschließungen könnten 80 bis 120 Arbeitsplätze betreffen.
Doch damit ist das Unternehmen, Co-Geschäftsführerin ist Jutta Wollner, längst nicht aus dem Schneider. Die Mutterfirma Rosenberger Holding will Beteiligungsanteile abgeben, damit ein Investor einsteigt. Dieser soll nicht nur frisches Geld in den Betrieb einschießen und Investitionen vornehmen, sondern auch die 20 Prozent Quote für die Gläubiger aufbringen.
Zur Erinnerung: 2013 haben zwei chinesische Unternehmerfamilien die Kette übernommen und im Laufe der Jahre 10,4 Millionen Euro zugeführt. Vor fünf Jahren setzte Rosenberger 39 Millionen Euro um, im Vorjahr nur noch 33,4 Millionen Euro.
87 Raststätten
„Wir haben ein sehr dichtes Raststätten-Netz in Österreich, nämlich 87 Betriebe“, sagt Asfinag-Manager Karl-Christian Petz zum KURIER. „Der Wettbewerb ist nicht nur innerhalb des Netzes groß, mittlerweile gibt es an jeder zweiten Abfahrt ein Fachmarktzentrum, wo man auch etwas zum Essen bekommt.“ In den vergangenen zehn Jahren ging der Trend auch hin zu schnellem Essen und Take-aways. „Da muss man sich anpassen“, sagt Petz. „Oder man spielt in einer anderen Liga, aber das können nicht alle.“