Wirtschaft

Rätselhafter Selbstmord von Tata-Chef Slym

Ein Selbstmord erschüttert die internationale Autobranche. Karl Slym, seit knapp eineinhalb Jahren Vorstandschef des indischen Herstellers Tata, hat Selbstmord verübt. Der 51-jährige Brite sprang am Sonntag aus dem 22. Stockwerk eines Hotels in der thailändischen Hauptstadt Bangkok. Die Polizei schließt ein Verbrechen aus. Ein dreiseitiger Abschiedsbrief wurde gefunden, Details daraus sind nicht bekannt. Slym war gemeinsam mit seiner Frau in Bangkok.

Der studierte Wirtschaftswissenschafter war seit 1997 bei General Motors, zwischen 2007 und 2011 lenkte er die GM-Tochter in Indien, danach wechselte er zu einem Joint Venture des Konzerns in China.

Im Oktober 2012 wurde er von Tata Motors abgeworben, um den Konzern wieder flott zu kriegen. Zum damaligen Zeitpunkt fielen die Verkaufszahlen und der Gewinn halbierte sich. Slym war für alle weltweiten Verkäufe ausgenommen der Töchter Jaguar und Land Rover zuständig.

Billigauto

Noch in der Vorwoche sagte der Vorstandschef in einem Interview, dass Tata vielleicht geschwächt, aber nicht out sei. "Wir sind zuversichtlich, dass wir unsere Position mit neuen Modellen zurückerobern", so seine Worte. Kopfzerbrechen machte ihm zuletzt der Tata Nano, das mit rund 1700 Euro billigste Auto der Welt. Die Verkaufszahlen blieben am Heimatmarkt weit hinter den Erwartungen. Slym wollte mit Verbesserungen die Ablehnung der Inder gegenüber dem Nano abbauen. "Karl zeigte eine starke Führungsrolle", sagte Cyrus Mistry, Aufsichtsratschef und Miteigentümer des Konzerns, zum Ableben. "Der Tod kommt zu einem Zeitpunkt, als Tata gerade im Begriff gewesen ist, den Turnaround zu schaffen", sagte Branchenanalystin Anil Sharma. Die Ergebnisse seiner Arbeit würde man erst in ein oder zwei Jahren sehen. Einstweilen sind die Tata-Aktionäre pessimistisch: Die Aktie verlor sechs Prozent.