Wirtschaft

"Privaten Autobesitz wird es 2030 nicht mehr geben"

Die Mobilität befindet sich im Umbruch. Der Dieselskandal auf der einen und technische Neuerungen auf der anderen Seite wie Elektroantrieb oder autonomes Fahren sorgen für geändertes Kauf- und Nutzungsverhalten. Zum Teil auch unfreiwillig, wie Gerhard Greiner prophezeit. Er ist Experte bei Alp.Lab, das steirische Testzentrum für automatisiertes Fahren. „Privaten Autobesitz wird es 2030 nicht mehr geben“, sagte Greiner im Rahmen einer Podiumsdiskussion des Finanz Marketing Verband Österreich zum Thema „Autonomes Fahren – eine Disruption der Finanzbranche?“.

Als Gründe nannte Greiner die Umweltbelastung sowie den Mangel an Stellplätzen. Der dann verfügbare Platz würde für Roller, Scooter und Fahrräder genutzt werden. „In den großen Megacitys funktioniert es sonst einfach nicht.“ Für Fahrzeugbesitzer werde der Paradigmenwechsel nicht leicht. „Selbst fahren ist für ältere Menschen, vor allem Männer, ganz wichtig, weil da fühlen sie sich geistig und körperlich fit.“ Dabei sei der Besitz viel teurer als Sharing, denn „wir rechnen leider die Anschaffungskosten nie dazu“.

Rechtliche Hindernisse

Beim kommerziellen Sharing gebe es aber noch viele rechtliche Hindernisse, so Greiner.  Man bräuchte eine Konzession und das Ein- bzw. Aussteigen sei nur an festgelegten Haltestellen möglich. „Die Haltestelle der Zukunft ist, wo ich mit meinem Handy ein Auto hinbestelle.“ Auch wenn er an ein baldiges großflächiges autonomes Fahren nicht glaubt („das werde ich nicht mehr erleben“),  werde der Autobestand in Österreich von sieben auf zwei Millionen sinken.

„Das will kein Hersteller hören“, sagte Gert Schneller, Berater im Bereich Automotive Banking bei IBM Europe. „Der Diesel muss wegen der hohen Investitionskosten gerettet werden, auch wenn es umweltpolitisch keinen Sinn macht.“ Früher oder später werde es in Städten ein Dieselfahrverbot geben. „Die Jungen wollen Flexibilität haben, die wollen kein Auto besitzen.“

Geringere Kosten

Renato Eggner, Geschäftsführer von Raiffeisen Leasing, will diese Flexibilität bieten. „Unsere Kunden können vier Wochen im Jahr ein anderes Fahrzeug nutzen.“ Vor allem bei Firmen sieht er Bedarf. „Fahrzeuge sind im Durchschnitt nur vier Prozent am Tag ausgelastet. Wäre das bei Maschinen der Fall, würde das Unternehmen in die Pleite gehen. Autoteilen und automatisierte Fahrzeuge würden helfen, die Kosten zu senken.

Rainer Stelzer, Vorstand für Privat- und Firmenkunden bei der Raiffeisen Landesbank Steiermark, will mit mehr Services (etwa Datenmanagement) bei den Kunden punkten. An einen schnellen Wandel wie Greiner glaubt er nicht. „2030 ist zu kurzfristig, am Land wird das alles schon gar nicht schnell Einzug halten.“

Reinhard Gojer, im Vorstand der Donau Versicherung zuständig für den Bereich Schaden/Unfall, wies daraufhin, dass auch beim autonomen Fahren die gesetzliche Verpflichtung zur Versicherung bleibe. „Fehler werden weiterhin passieren. Die Verschuldungsfrage zu klären, wird hingegen aufgrund der eingesetzten Technik diffiziler.“

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