Privatbrauereien schließen sich europaweit gegen Großkonzerne zusammen
Von Marlene Liebhart
Vor knapp drei Jahren wurde der Verein der unabhängigen Privatbrauereien Österreichs gegründet.
Sein Ziel: Durch Informationskampagnen und ein eigenes Siegel auf den Flaschen und Dosen im Supermarkt will sich der Zusammenschluss gegen die mächtige Brau Union Österreich, eine Tochter des niederländischen Heineken-Konzerns, auf dem Markt behaupten.
Mit ähnlichen Ambitionen haben sich nun unabhängige Brauereien aus verschiedenen europäischen Ländern grenzüberschreitend zusammengetan. Die neu gegründete Gruppe Independent Brewers of Europe (zu Deutsch: Unabhängige Brauer Europas) will laut eigenen Angaben „gegen Missstände auf dem Biermarkt“ auftreten.
Ihre Mitglieder sind nationale Verbände aus Österreich, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, Polen, Tschechien, der Schweiz, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich.
Marktpräsenz sichern und Bierkultur verteidigen
Der Vereinigung gehe es darum, eine ausreichende Marktpräsenz der Privatbrauereien zu sichern und handwerklich gebraute Bierspezialitäten zu verteidigen. „Wir wollen die autochthon gewachsene Bierkultur in all ihrer Diversität beschützen und ihre Weiterentwicklung ermöglichen“, sagt dazu Hubert Stöhr, Obmann des Vereins der unabhängigen Privatbrauereien Österreichs.
Großkonzerne richteten ihre Produktion „konsequent nach dem Massengeschmack aus“ und gefährdeten so die Vielfalt, heißt es.
Die Independent Brewers of Europe klagen außerdem über unfaire Marktpraktiken und ein dominantes Marketing der Bier-Multis sowie über vorgetäuschte Regionalität durch die Eingliederung kleiner Brauereien und Marken in die Konzernstruktur.
Darüber hinaus herrsche im Großteil Europas ein „gnadenloser Preiskampf“, bei dem die Global Players aufgrund von Kostenvorteilen durch Massenproduktion im Vorteil seien.
Die Independent Brewers of Europe wollen die Global Players aber nicht bekämpfen, sondern setzen sich für einen fairen Wettbewerb ein. Kunden sollen die Möglichkeit haben, selbst zu wählen, welches Bier sie kaufen möchten.
Die Vereinigung wolle die Interessen der unabhängigen Brauereien in den „einzelnen Ländern bis nach Brüssel“ vertreten, wo sie „bislang viel zu wenig Gehör finden“, heißt es.