Wirtschaft

Post muss weiter Jobs abbauen

KURIER: Die Post lässt offenbar immer mehr Briefe durch die eigene Billig-Tochter feibra zustellen, die Gewerkschaft befürchtet einen weiteren massiven Personalabbau bei den Zustellern. Warum lagern Sie immer mehr an die feibra aus?

Georg Pölzl: Der Postmarkt ist liberalisiert. Und im Markt gibt es Nachfrage nach noch billigerer Zustellung. Da sieht dann aber auch die Qualität anders aus. Die Post kann das aber nicht, wir können nicht billiger werden. Und wir können und wollen auch die Qualität nicht senken. Die feibra als unabhängiger Briefzusteller macht der Post Konkurrenz wie auch andere Anbieter, das haben wir zu akzeptieren. Dabei geht sie auch immer stärker in die Zustellung von adressierten Sendungen.

Sie können doch nicht so tun, als wäre die feibra irgendein Konkurrent. Das ist eine Post-Tochter. Und die Gewerkschaft argumentiert, Sie könnten ja der feibra bestimmte Dienstleistungen verbieten, um zuerst die eigenen Zusteller auszulasten ...

Das könnte ich theoretisch tun, aber das werde ich nicht tun. Die feibra wird völlig unabhängig geführt und das ist auch gut so. Sie arbeitet ganz anders und bietet ein ganz anderes Produkt. Was die feibra produzieren kann, bietet die Post gar nicht an. Und noch einmal: Es gibt einen liberalisierten Markt und wenn nicht die feibra billige Services anbietet, macht es ein anderer.

Was kann die feibra, was die Post nicht kann?

Die Post bietet vor allem Privatkunden, aber natürlich auch Geschäftskunden die Zustellung von Sendungen einen Tag nach Aufgabe durch den Absender an, im Fachjargon heißt das E plus 1. Die feibra ist im Geschäft von Privat zu Privat überhaupt nicht vertreten, sie ist im so genannten B2C-Geschäft, sie stellt Schriftstücke von Unternehmen an Privatkunden zu. Diese sind nicht so dringend oder zeitkritisch wie das, was man normalerweise zur Post bringt. Also in den meisten Fällen E plus 5. Dafür ist der Preis wesentlich niedriger.

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Geht es da nur um adressierte Werbung oder auch um andere Briefe wie Rechnungen?

Das können auch Rechnungen sein oder Kundenzeitungen. Die feibra ist ja nicht der einzige Konkurrent auf diesem Gebiet, das machen Medienunternehmen mit ihren Zustelldiensten auch. Neu bei der feibra ist, dass sie seit einem Jahr verstärkt in die Zustellung von adressierten Sendungen geht. Natürlich ist das Wettbewerb zu dem, was wir tun. Aber man muss sich auch das Ausmaß anschauen. 2012 hat die Post 2,4 Milliarden adressierte Sendungen zugestellt, die feibra 13 Millionen. Das sind 0,5 Prozent.

Aber der Anteil steigt stetig ...

Das stimmt, der Anteil steigt. Aber selbst wenn er sich jedes Jahr verdoppelt, sind wir in zwei Jahren erst bei zwei Prozent des gesamten Volumens. Die wirkliche Bedrohung liegt darin, dass der Brief durch die elektronische Kommunikation, also eMails, substituiert wird, das Volumen geht jährlich um drei bis fünf Prozent zurück. Und auch darin, dass etwa Rechnungen von Lieferanten an den Bund jetzt nur noch elektronisch zugestellt werden dürfen. Das kostet Jobs.

Hat also die Gewerkschaft recht und Sie bauen noch schneller Personal ab als in den letzten Jahren?

Mit dem bisherigen Tempo, das waren zwischen 200 und 500 bis 600 pro Jahr, sind wir ganz gut zurechtgekommen. Und wir haben die Personalreduktion weitgehend ohne Kündigungen über die natürliche Fluktuation, über Sozialpläne für Angestellte und durch das Programm Postler zum Bund geschafft. Dafür stellen wir in vielen Bereichen jährlich Hunderte Mitarbeiter ein.

Wegen der rückläufigen Mengen geht es jetzt stärker bei den Zustellern los?

Nein. Personalanpassungen im Zustellungsbereich in größerem Umfang sind deshalb nicht notwendig, weil wir die Verbundrate drastisch erhöht haben. Das heißt den Anteil der Pakete in der Briefzustellung ist von 20 Prozent vor vier Jahren auf heute 50 Prozent gestiegen. Das Wachstum im Paketmarkt, das zum Großteil aus dem Internethandel kommt, hat uns geholfen, aber die Rückgänge beim Brief können dadurch nicht annähernd kompensiert werden.

Heißt das, Sie müssen niemanden mehr abbauen?

Auch das ist nicht richtig. Wir werden auch heuer und wahrscheinlich im nächsten Jahr den Personalstand durch den natürlichen Abgang um 200 bis 400 Mitarbeiter pro Jahr anpassen.

Sie bauen die Selbstbedienung in den Filialen stark aus, man kann etwa Pakete und wahrscheinlich auch bald Briefe nicht nur aufgeben, sondern auch rund um die Uhr abholen. Brauchen Sie dann bald überhaupt keine Zusteller mehr?

Wir werden immer Zusteller brauchen. Erstens müssen wir die Pakete und Briefe einmal in die SB-Filiale liefern. Zweitens glaube ich, dass die Kunden die Post in erster Linie zu Hause zugestellt bekommen und nicht in der Filiale abholen wollen. Der SB-Bereich ist zwar sehr wichtig und wir bauen ihn laufend aus, um das Service für die Kunden zu verbessern. Aber es bleibt trotzdem nur ein ergänzendes Service.

Um Ihren Bankpartner Bawag/PSK gibt es Verkaufsgerüchte. Was machen Sie mit den umgebauten Filialen, wenn ein neuer Eigentümer die Kooperation nicht mehr will?

Der Kooperationsvertrag läuft noch bis 2015 und unser Partner ist mit der Zusammenarbeit sehr zufrieden. Ich bin überzeugt, dass auch ein neuer Eigentümer die Kooperation fortsetzt. Die Bawag/PSK ist eine klassische Retailbank (Bank für das Privatkundengeschäft, Anm.). Die mehr als 500 gemeinsamen Filialen in ganz Österreich sind daher enorm wichtig für die Bank.

19.350 Mitarbeiter

DIe Post beschäftigt in Österreich rund 19.300 Mitarbeiter auf Vollzeit-Basis. Davon arbeiten gut 9000 in der Zustellung. Fast die Hälfte (9230) aller Postler sind Beamte. 2009 hatte die Post in Österreich noch 21.700 Mitarbeiter. Mit den Auslandstöchtern beschäftigt die Post derzeit rund 23.200.

Wachstum

In den ersten neun Monaten 2013 setzte die Post 1,7 Milliarden Euro um.