Wirtschaft

Pleitier Kulterer hat 603 Millionen Euro Schulden

Die Privatinsolvenzen sind im Vorjahr laut dem Gläubigerschutzverband AKV um fast sieben Prozent auf 9464 Fälle gesunken. Das heißt aber immer noch, dass österreichweit wöchentlich 182 Privatpersonen insolvent werden. In 8407 Fällen konnte auch ein Verfahren eröffnet werden, weil die Eröffnungskosten gedeckt waren. „Im Unterschied zu den Firmeninsolvenzen werden die Verfahren vorwiegend über Eigeninitiative der Schuldner und nicht von Gläubigern beantragt“, so die AKV-Experten. Die stärksten Rückgänge an Privatinsolvenzen verzeichnen Vorarlberg mit minus 21,45 Prozent, Kärnten mit minus 13,16 Prozent und das Burgenland mit 12,98 Prozent. Indes ist die Durchschnittsverschuldung von 119.300 auf 177.700 Euo gestiegen.

Die größte Privatpleite

„Die größte Privatinsolvenz ist jene von Wolfgang Kulterer, dem vormaligen Vorstandsvorsitzenden und späteren Aufsichtsratsvorsitzenden der Hypo Alpe Adria Bank International AG", so der AKV. "Die Verbindlichkeiten von EUR 603,2 Millionen Euro dieses Privatkonkurses haben auch sämtliche Firmeninsolvenzen übertroffen." Denn: Wolfgang Kulterer hat offenbar den größten Privatkonkurs der Zweiten Republik hingelegt - was die aktuellen Forderungen betrifft.

Über das Vermögen von Wolfgang Kulterer wurde im Juli 2014 beim Bezirksgericht Baden ein Schuldenregulierungsverfahren eröffnet, da er eine Strafhaft in der Justizanstalt Hirtenberg verbüßt. Nach seinem eigenen Insolvenzantrag sollen die Passiva EUR 8,8 Millionen Euro betragen, jedoch weist er bereits selbst auf drohende Haftungen von weit mehr als 50 Millionen Euro hin.

590 Millionen Euro fordert Hypo

Tatsächlich haben die Gläubiger laut AKV im Verfahren von Wolfgang Kulterer bis zur allgemeinen Prüfungstagsatzung Forderungen in der Höhe von EUR 603,2 Millionen Euro angemeldet, wovon vorerst lediglich rund 4,6 Millionen Euro vom Insolvenzverwalter auch anerkannt wurden.

"Vorläufig bestritten sind insbesondere angemeldete Forderungen der Hypo Alpe Adria Bank International AG in der Höhe von EUR 590,3 Millionen Euro, wobei noch unklar ist, in welcher Höhe Forderungen des Bankinstitutes aus verschiedenen Rechtstiteln tatsächlich anzuerkennen sein werden", meinen die AKV-Experten. "Wir haben daher diese Insolvenz vorerst mit 603,2 Millionen Euro berücksichtigt."

Faktisch eine Katastrophe

Diesen privaten Schuldenberg kann man in einem Leben nicht abarbeiten. „Es ist aussichtslos, eine Entschuldung mit der gesetzlichen Mindestquote von zehn Prozent in einem Abschöpfungsverfahren anzustreben“, sagt AKV-Experte Franz Blantz zum KURIER. "Ein Abschöpfungsverfahren wäre für Kulterer mit diesem Schuldenberg eine Katastrophe, da in diesem Insolvenzverfahren bei Forderungen aus strafrechtlichen Verurteilungen niemals eine Befreiung der Restschuld möglich ist. Das ist eine Ausnahme im Gesetz." Nachsatz: „Wolfgang Kulterer wird sich auf einen Zahlungsplan mit der Hypo einigen müssen, sonst wird er die Schulden bis an sein Lebensende nicht los.“ In einem Zahlungsplanverfahren wird Kulterer auch seine Schulden aus Verurteilungen los. Fakt ist aber auch: Dafür braucht er die Zustimmung der Mehrheit seiner Gläubiger.

Indes bestätigt Kulterers Anwalt Ferdinand Lanker dem KURIER, dass er bereits an einer Lösung mit der Hypo-Bad Bank Heta arbeite: „Wir stehen in Verhandlungen mit der Hypo.“ Vor allem soll der Verkauf von Liegenschaften im Bezirk St. Veit rund drei bis vier Millionen Euro einspielen. Die Quote für die Gläubiger wird äußerst mager ausfallen. Lanker rechnet mit maximal 0,5 Prozent.

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