Wirtschaft

Pleite abgewendet? Chinas Krisenkonzern Evergrande kann vorerst zahlen

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Der schuldenbeladene chinesische Immobilienriese Evergrande hat mit einem Zahlungsversprechen für eine Anleihe die Nerven der Anleger beruhigt. Die Kerngesellschaft des Konzerns, Hengda Real Estate Group, erklärte am Mittwoch, eine am Donnerstag fällige Zinszahlung in Höhe von 35,9 Millionen Dollar (30,6 Mio. Euro) pünktlich zu leisten. Evergrande wolle damit ein Zeichen setzen und für Stabilität sorgen, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person zu Reuters.

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Unklar ist jedoch, ob dieses Versprechen auch für die anderen Anleihen gilt, für die in den kommenden Tagen rund 130 Mio. Dollar Zinsen gezahlt werden müssen. Bei Investoren an den weltweiten Finanzmärkten sorgte die Nachricht dennoch für Erleichterung. Die US-Futures, die chinesische Währung Yuan und der risikosensitive australische Dollar legten zu. Dagegen gaben US-Staatsanleihen und der japanische Yen, die als sicherer Hafen gelten, nach. Der Shanghai Composite Index stoppte den Kursrutsch der vergangenen Tage und legte 0,3 Prozent zu. Der Immobilienindex gewann 5,0 Prozent. Die Börse in Hongkong, an der die Evergrande-Titel gehandelt werden, blieb wegen eines Feiertags geschlossen. Die Schieflage von Evergrande hatte zum Wochenanfang die Börsen auf Talfahrt geschickt.

Die japanische Zentralbank bewertet die Finanzprobleme des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande nicht als Systemrisiko für die Weltwirtschaft. Nach aktuellem Stand handle es sich vielmehr um Probleme eines einzelnen Unternehmens, sagte Notenbankchef Haruhiko Kuroda am Mittwoch nach der Zinsentscheidung der Zentralbank in Tokio. Selbst wenn weitere Unternehmen ähnliche Schwierigkeiten bekommen sollten, betreffe die Problematik den Immobiliensektor Chinas.

Chinas Immobilienmarkt sei stark gewachsen, und die Schulden von Evergrande erschienen recht hoch, erklärte Kuroda. Er sprach von "nervösen" Reaktionen auf den Finanzmärkten. Seit Tagen sind die Märkte in Sorge, dass sich die Zahlungsprobleme Evergrandes auf die riesige Immobilienbranche des Landes übertragen und so die Stabilität der Volksrepublik und möglicherweise der Weltwirtschaft gefährden könnten. Die Zentralbank habe die Angelegenheit im Blick, erklärte Kuroda.

China Evergrande hat einen mehr als 300 Mrd. Dollar schweren Schuldenberg aufgetürmt und ist in Zahlungsverzug gegenüber seinen Gläubigern geraten. Analysten fürchten, dass ein Kollaps des Unternehmens schwere Folgen für das ganze Finanzsystem in China haben könnte. Unklar ist, inwieweit auch andere Länder davon betroffen sein könnten. "Es herrscht eine gewisse Sorge über die Möglichkeit einer Ansteckung", erklärten Analysten des Brokerhauses Bespoke in New York. "Aber in Teilen der Kreditmärkte, die in der Regel ein gutes Warnsignal für größere Risiken sind, zeigt sich diese Besorgnis bisher nicht."

Evergrande-Verwaltungsratschef Hui Ka Yuan hatte zuletzt versichert, der zweitgrößte Immobilienentwickler Chinas werde seine Verpflichtungen gegenüber Immobilienbesitzern, Anlegern, Partnerfirmen und Banken erfüllen. Am Montag geriet Evergrande laut einem Bericht von Bloomberg bei mindestens zwei großen Banken mit Zinszahlungen für Kredite in Verzug.

Die Schuldenprobleme bei Evergrande könnten auch bei der Zinssitzung der US-Notenbank Fed am Mittwoch eine Rolle spielen. Der Chef der US-Aufsichtsbehörde SEC, Gary Gensler, zeigte sich weitgehend gelassen. Der US-Finanzmarkt sei in einer besseren Position als vor der Finanzkrise 2007 bis 2009, um einen Schock durch den Zusammenbruch eines großen Unternehmens zu verkraften. Damals hatte der Kollaps der US-Investmentbank Lehman Brothers Finanzinstitute rund um den Globus in Schieflage gebracht.