Wirtschaft

OPEC+ drosselt Fördermenge: Ölpreis steigt in Folge

Abgesehen von einem kurzen Anstieg im April ist der Ölpreis seit rund einem Jahr im Abwärtstrend. Mitte 2022 kostete ein Barrel Opec-Öl rund 115 Dollar, derzeit sind es etwa 75 Dollar.

Mitverantwortlich für den Rückgang ist die schwächelnde Weltwirtschaft, die Wirtschaftslokomotive China hat an Schwung verloren. Auch läuft der Konjunkturmotor in anderen Nationen noch nicht so rund, wie erhofft. Die Erholung geht nur langsam vonstatten.

Vor diesem Hintergrund verhandelten am Sonntag in Wien 23 Staaten der OPEC+. 

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Angesichts fallender Ölpreise setzte das Ölkartell, das einen weltweiten Marktanteil von etwa 40 Prozent ausweist, den eingeschlagenen Kurs der Förderkürzungen fort. 

Der Verbund legte für 2024 ein Produktionsziel von rund 40,4 Millionen Barrel (je 159 Liter) am Tag fest. Das bedeutet laut russischer Agentur Tass eine Kürzung der gesamten Opec+-Fördermenge um rund 1,4 Millionen Barrel pro Tag.

Ferner werde Saudi-Arabien freiwillig in diesem Juli eine Million Barrel am Tag weniger fördern, sagte der Energieminister des Landes, Abdulasis bin Salman, am Sonntag in Wien. 

Die OPEC-Länder hatten ihre Produktion bereits im vergangenen Jahr gedrosselt: Im Oktober 2022 wurde ein Produktionsrückgang um zwei Millionen Barrel am Tag beschlossen. Im April 2023 weiteten einige OPEC-Länder, darunter Saudi-Arabien, die Kürzungen zur Überraschung vieler Experten dann noch weiter aus. Die Kürzung der Fördermenge hatte noch nicht den gewünschten Effekt gebracht.  

Ölpreis gestiegen, Benzin könnte teurer werden

Aufgrund der bevorstehenden Verknappung des Angebots dürfte der Benzinpreis an den Zapfsäulen zumindest kurzfristig wieder steigen.

Die Ankündigung der deutlichen Förderkürzung hat die Ölpreise zu Wochenbeginn jedenfalls angetrieben. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August kostete am Montag in der Früh 77,03 US-Dollar (71,57 Euro). Das waren 90 Cent mehr als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Juli-Lieferung stieg um 92 Cent auf 72,66 Dollar.

In der Nacht waren die Preise zeitweise noch deutlicher gestiegen.

OPEC+ (oder auch OPEC-plus) ist eine Plattform zur Kooperation der 13 OPEC-Mitgliedstaaten mit derzeit 10 kooperierenden Partnern, den sogenannten Nicht-OPEC-Ölförderländern. Im Jahr 2016 wurde eine Kooperationserklärung abgeschlossen, um die Stabilisierung des globalen Ölmarktes zu beschleunigen.

Ziele der Allianz: 

  • Stabilisierung der Weltmarktpreise 
  • Regulierung der Fördermengen 
  • "Faire Erträge" für Investoren in der Erdölindustrie
  • Sichere Energieversorgung 

Die 13 OPEC-Mitgliedsländer sind:
Irak, Iran, Kuwait, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate (VAE), Algerien, Libyen, Angola, Äquatorialguinea, Gabun, Nigeria, Republik Kongo und Venezuela.

Die zehn Kooperationspartner:
Mexiko, Sudan, Südsudan (Afrika), Bahrain, Oman, Russland, Kasachstan, Aserbaidschan, Malaysia und Brunei.

Russland vs. Saudi-Arabien

Im Vorfeld hatte vor allem Saudi-Arabien Spekulationen genährt, dass es zu einem Beschluss über ein weiteres Förderlimit kommen könne. Russland dagegen hatte signalisiert, dass dies nicht nötig sei. 

Beide Länder verfolgen mit der Förderpolitik und dem verbundenen Ölpreis unterschiedliche Interessen: Saudi-Arabien, das die OPEC+-Staaten de facto anführt, zielt auf einen möglichst hohen Ölpreis und hat auch darob ein Solo bei der Drosselung angekündigt.

Mehr als 81 Dollar sollte der Ölpreis Schätzungen zufolge für den Golfstaat einbringen, um seinen Staatshaushalt finanzieren zu können. 

Am anderen Ende des Spektrums steht Russland. Es möchte aktuell die Förderkapazitäten stark ausweiten und hohe Volumen in den Markt pumpen. Das Land muss nämlich derzeit aufgrund der US- und EU-Sanktionen unter Marktpreis verkaufen. So ein Krieg muss finanziert werden.

Die russischen Exporte sind laut Öl-Marktreport der Internationalen Energieagentur (Stand Mai) im April auf mehr als acht Millionen Barrel pro Tag geklettert und stellen damit einen Höchststand seit Beginn des Angriffskriegs dar.

Russland exportiert damit mehr Öl als im Rahmen der OPEC+-Treffen vereinbart, um seinen Krieg zu finanzieren. Und auch an die Ankündigung, die Fördermenge ab März um 500.000 Barrel am Tag zu kürzen, scheint sich Russland nicht gehalten zu haben.